Mülheim. .
Der Notarzt Thomas Franke hat am Rosenmontag Bereitschaftsdienst im Evangelischen Krankenhaus (EKM). Was ihn und seine Kollegen dann, medizinisch gesehen, voraussichtlich erwartet, weiß er von den vielen Diensten, die er an den tollen Tagen schon geleistet hat: Alkoholisierte werden versorgt werden müssen, manche Schnittverletzung, das eine oder andere Opfer einer Schlägerei ist möglicherweise auch dabei.
Der erfahrene Arzt arbeitet nicht nur in der Notfall-Ambulanz des EKM, sondern ist gleichzeitig der Leiter des Rettungsdienstes bei der Mülheimer Feuerwehr. Für Thomas Franke ist vieles Routine, doch fällt ihm schon auf, dass unter denjenigen, die zu Anlässen wie Karneval viel zu tief ins Glas sehen, immer mehr Jugendliche sind: Patienten, die mit schweren Alkoholvergiftungen eingeliefert werden, sind häufig erst 14, 13 oder gar nur zwölf Jahre alt.
Atemaussetzer durch Alkohol können lebensgefährlich werden
Lebensbedrohlich kann es werden, wenn es bei den Patienten zu Atemaussetzern kommt oder die Reaktionen durch den Alkohol so verlangsamt sind, dass man am eigenen Erbrochenen zu ersticken droht, so Thomas Franke.
„Das liegt am Gruppendruck, man will cool sein“, erklärt sich der Arzt das Phänomen der jungen, unerfahrenen Trinker, die er auch häufig auf Abiturfeiern beobachtet. Allgemein hat Thomas Franke auch eine zunehmende Brutalität festgestellt: Komme es zu Schlägereien am Rande von Feiern, so haben es die Ärzte heute häufiger als früher auch oft mit schwereren Verletzungen wie Gesichtsfrakturen oder inneren Blutungen zu tun. Eher an der Tagesordnung sind in Mülheim aber die Bagatellverletzungen: Stürze, nach denen gegipst werden muss, Schnittverletzungen, bei denen genäht werden muss, sind für den Straßenkarneval typisch. „Die meisten Patienten werden ambulant versorgt.“
Glasverbote wie in Köln oder Düsseldorf würde Thomas Franke begrüßen: „Eine Schnittverletzung kann ja auch schwerwiegende Folgen haben. Wird dabei eine Arterie verletzt, kann das lebensbedrohlich werden.“
Was rät der Arzt den Feiernden? Zwischendurch auch mal ein Glas Wasser zu trinken, um dem Kater am nächsten Morgen vorzubeugen. Beim Feiern ein bisschen auf sich selbst und die anderen achten: „Wer von sich weiß, dass der Alkohol ihn aggressiver reagieren lässt, sollte sich besser etwas zurückhalten. Bei Massenveranstaltungen lädt man sich schnell einmal emotional auf“, so seine Empfehlung. Und noch ein Tipp vom Arzt: Wenn man sehr eng zusammen feiert, werden Infektionen besonders schnell übertragen, zum Beispiel Grippeviren. „Küssen Sie nicht jeden, der eine rote Nase hat.“ Es sei denn, die ist bloß aus Pappe.