Mülheim.

An der Leineweberstraße 65, etwas höher im Haus gelegen als die Hals-Nasen-Ohren-Praxis und das Hotel, hat der Verein Love From Africa e.V. erstmals eigene Räume bezogen. Im Aufbau ist ein Kultur- und Begegnungszentrum für Kinder, Jugendliche und Familien.

„Für alle“, versichert Stella Weber, geboren in Ghana, die den Verein 2007 ins Leben gerufen hat. Sie meint: nicht nur für Menschen mit afrikanischen Wurzeln. „Jeder, der Hilfe braucht, kann sich melden.“ Auch Familien aus dem Irak oder Sri Lanka hätten sie an der neuen Adresse schon aufgesucht. Geboten werden u.a. Beratung, Nachhilfe, Vermittlung bei Konflikten, auch Begleitung bei Behördengängen.

Bislang war Love from Africa immer nur zu Gast, etwa im Gemeindezentrum an der Aktienstraße. Das Tanztraining für Jugendliche oder die Proben des Gospelchors werden auch weiterhin außerhalb stattfinden, denn dafür ist an der Leineweberstraße kein Platz. Wohl aber für Informationsabende oder die Hausaufgabenhilfe, alles Angebote, die bereits laufen.

Auf rund 100 Quadratmetern, die früher der Mieterschutzbund nutzte, gibt es ein Büro, einen Gruppenarbeitsraum (Tische und Stühle stiftete die evangelische Gemeinde Styrum) und ein ebenfalls mit Sachspenden eingerichtetes Spielzimmer für Kinder. Afrikanisches Kunsthandwerk und Porträtfotos sorgen für etwas Raumdekoration. Das derzeit vierköpfige Team um Stella Weber arbeitet ehrenamtlich, die Miete wird zunächst sechs Monate lang mit Fördergeldern der Bezirksregierung bezahlt.

Ehrenamtliche Nachhilfelehrer gesucht

Was dringend gesucht wird, sind ehrenamtliche Helfer, die Nachhilfe geben können, bevorzugt in den Fächern Mathe und Deutsch. Diese Übungsstunden sind für die Familien kostenlos, ohne Einkommensnachweis. „Die meisten Eltern, die zu uns kommen, beziehen leider Sozialhilfe“, sagt Stella Weber. Manche versprechen, wenn sie kein Geld geben können, praktische Hilfe. Sie wird gerne genommen.

Mit Hilfe regelmäßiger Infoabende für Mütter/Väter bzw. Jugendliche versucht der Verein zwischen den Generationen zu vermitteln. Dass es in Familien hakt, wenn traditionelle Vorstellungen der Eltern und früher Freiheitsdrang der Jugendlichen aufeinanderprallen, erlebt Stella Weber täglich: „Es gibt afrikanische Länder, wo man mit 13, 14, 16 Jahren immer noch als Kind angesehen und behandelt wird.“

Wenn die Erziehungsberechtigten dies auf das Leben in Deutschland übertragen, geschehe es, dass die Jugendlichen kaum noch nach Hause kommen, nur noch in ihren Cliquen unterwegs sind. „Wegrennen ist keine Lösung.“ Streitmoderatoren, die im Rahmen eines Projektes „Stärken vor Ort“ ausgebildet wurden, sind an der Leineweberstraße 45 ansprechbar.

Die Räume füllen sich mittags nach der Schule mit Leben, wenn die Kinder zur Hausaufgabenhilfe kommen. Nicht selten sind Stella Weber und ihre Mitstreiter bis spät abends im Einsatz. Kontakt: Tel. 74029928 oder 46924431.

Anschubfinanzierung aus Arnsberg

Die Begegnungsstätte von Love from Africa wird ehrenamtlich betrieben. Eine willkommene Anschubfinanzierung kam allerdings von der Bezirksregierung Arnsberg, wo es Fördermittel für Interkulturelle Zentren gibt. Unterstützt werden Anlaufstellen, die als „Orte des gemeinsamen kulturellen Hintergrunds“ und dem „Aufbau eines positiven Wir-Gefühls“ dienen.

So formuliert es die zuständige Abteilung unter dem Dach der Bezirksregierung: das Kompetenzzentrum für Integration. Hier hat Stella Weber erfolgreich Fördermittel beantragt. Maximal 20.000 Euro pro Einrichtung gibt es. Im Fall von Love from Africa sichern die Gelder aus Arnsberg immerhin die Mietzahlungen für das erste halbe Jahr. Folgeanträge sind möglich, auch Zuschüsse für „niedrigschwellige Integrationsvorhaben“, etwa spezielle Angebote für Frauen oder Männer.

Von Seiten der Stadt Mülheim bekommt Love from Africa kein Geld, aber beratende Unterstützung. So haben das Stadtteilmanagement Eppinghofen und die Integrationskoordinatorin Iris Hoffmann auf dem Weg zu den Fördergeldern der Bezirksregierung geholfen, die übrigens noch ein anderes Zentrum mit afrikanischem Schwerpunkt in Mülheim bekommt: Eyum Anneh & Co., dessen Räume an der Schlossstraße 8-10 liegen.