Mülheim. .

Die Spirit Steps belegten bei „Guildo sucht die Superband“, ein von Guildo Horn und der Lebenshilfe initiierter Wettbewerb für integrative Bands, den dritten Platz – und spielen Sonntag in Berlin.

Der Wettbewerb war nach Monaten der Funkstille fast vergessen, da trudelte die Nachricht im Fliedner-Dorf ein: Ihr seid unter den besten 25. Gut, das wurde zur Kenntnis genommen. Es vergingen wieder Wochen, bis die Meldung aus Hamburg kam: Ihr seid unter den letzten Zehn. Das war der Moment, als die Musiker ihre natürliche Coolness allmählich verloren. „Da wurden wir doch ein bisschen aufgeregt. Wenn man es so weit geschafft hat, will man ja nicht Zehnter werden“, sagt Andreas Hesse.

Die Sorge war unnötig: Die „Spirit Steps“ sind ein eingespieltes Team – und das im wahrsten Wortsinn. Seit 1996 musiziert die Combo gemeinsam, nachdem der Ton bei Workshops einfach stimmte. Im Probebunker machten Behinderte und nicht Behinderte zusammen Musik und, sagt Stephan Bevermeier, musikalischer Kopf der Band: „Das hat so gut funktioniert, dass wir gesagt haben: Machen wir doch ‘ne Band auf.“ Manchmal beginnen Erfolgsgeschichten unspektakulär.

Alle einig über den Erfolg

Und dass Spirit Steps ein Erfolg ist, darin sind sich alle einig. „Wir haben uns gleich sehr gut verstanden und sind richtige Freunde geworden“, sagt Drummer Martin Heidrich und spricht für alle. Aus neun Mitgliedern besteht die Band heute. Zu Beginn war die Truppe größer, waren mehr Musiker ohne Handicap dabei.

Heute, sagt Stephan Bevermeier, ist das nicht mehr nötig: „Wir haben uns eingegroovt.“ Möglich wurde das laut Andreas Hesse, Mitarbeiter im Fliedner-Dorf und der Mann im Hintergrund, durch Kontinuität. Einmal in der Woche, immer dienstags, proben die Zehn, wiederholen die Stücke wieder und wieder, bis sie sitzen. Richtige Entwicklungssprünge habe es so gegeben, lobt Bevermeier.

Bei der Gründung, 1996, war eine integrative Band noch eine Besonderheit. Quer durchs Land reisten die Selbecker zu Konzerten, das ist inzwischen selten. Heute sei die Szene größer – das zeige auch Guildo Horns Wettbewerb. Durch Zufall stolperte Andreas Hesse im Internet über die Ankündigung.

Spontane Entscheidung

Spontan entschied man, eine Probe mitzuschneiden und die – auf den letzten Drücker – einzusenden. Dass sie die drittbeste Band von insgesamt 200 Gruppen aus ganz Deutschland wurden, freut die Mülheimer umheimlich. Denn die Jury bestand aus Fachleuten . „Dass die unsere Musik gut fanden, ist toll“, sagt Hesse.

Gewonnen haben die „Spirit Steps“ nun am kommenden Sonntag einen Auftritt beim Siegerkonzert in Berlin. 20 Minuten hat jede Band auf der Bühne. „Auch Guildo Horn spielt nicht länger als wir“, sagt Sänger Dirk Spliethoff. Den Anheizer zu machen, ist für die neun Mülheimer kein Problem; ihre rockigen Songs gehen direkt in Beine. Viel schwieriger ist es, sich auf 20 Minuten zu beschränken. „Vielleicht“, sagt Andreas Hesse, „spielen wir auch 22. Die werden uns schon nicht den Strom abdrehen.“