Mülheim. .

Der Brandschutz lässt in der „Villa Kunterbunt“ zu wünschen übrig: Die städtische integrative Kindertageseinrichtung wird deshalb zum 31. Juli 2013 aus ihren aktuellen Räumen am Priesters Hof ausziehen müssen – wohin, das diskutiert die Politik erstmals am 13. Februar im Jugendhilfeausschuss. Letztlich, sagen die Verantwortlichen der Verwaltung, ist es eine Frage der Finanzierbarkeit.

Dass das ehemalige Schulgebäude am Priesters Hof nicht optimal war, ist bekannt. Eine integrative Einrichtung über mehrere Etagen ohne Aufzug ist kaum praktisch, barrierefrei ist sie definitiv nicht. Ende November wurde bei einer routinemäßigen Begehung der Brandschutz kontrolliert – und dabei wurden aufgrund neuer, höherer Auflagen gravierende Mängel festgestellt.

„Es gab“, sagt Jugenddezernent Peter Vermeulen, „erhebliche Bedenken gegen den weiteren Betrieb.“ Die Schließung „von heute auf morgen“ stand im Raum. Also rechnete man beim Immobilienservice die nötigen Maßnahmen durch, bezog weitere, fällige Sanierungen ein, wie etwa die der Heizungsanlage in Höhe von 300.000 Euro, und landete bei einer Summe, die Frank Buchwald, Geschäftsführer des Immobilienservice, „unwirtschaftlich“ nennt. Soll heißen: Dafür könnte man neu bauen.

Einrichtung soll eigenständig bleiben

70 Kinder besuchen die Einrichtung, die unter Dreijährige aufnimmt, 20 von ihnen haben eine Behinderung. Die Arbeit des 13-köpfigen Teams lobt der Jugenddezernent als „außerordentlich gut“. Die sonst oft übliche Vorgehensweise, die Kinder auf andere Einrichtungen zu verteilen, lehne sie deshalb und mit Blick auf die teils mehrfach behinderten Kinder strikt ab, sagt Lydia Schallwig, kommissarische Leiterin des Amts für Kinder, Jugend und Schule. Die Einrichtung solle, ja, müsse eigenständig bleiben.

Nur das Wie und das Wo ist die Frage: Vom Neubau auf einem städtischen Grundstück über die Anmietung von Räumen mit städtischem Personal bis hin zum Komplett-Betrieb durch Dritte reichen die Möglichkeiten, die die Verwaltung nun in die Politik zur Diskussion gibt.

Probleme bringen sie alle mit sich: Die Kosten für einen Neubau veranschlagt Buchwald mit rund 3,3 Mio Euro – macht eine Finanzierungslücke von rund einer Mio Euro. In Heißen bietet sich dafür auf den ersten Blick kein städtisches Grundstück an, denkbar ist eines am Krähenbüschken. Ein fremdes Grundstück benötigt zudem Baurecht; ein bereits bestehendes Gebäude in Heißen ist bisher auch nicht in Sicht.

Die Zeit drängt

Und bei all dem drängt die Zeit, August 2013 ist Stichtag. Um die Monate bis dahin zu überbrücken, wird zunächst noch am Priesters Hof investiert: Eine neue vernetzte Brandmeldeanlage wurde bereits installiert, Fluchtwege wurden umgestaltet. Brandschutztüren und brandsicheres Material im Treppenhaus folgen.

Von einer hohen fünfstelligen Investitionssumme spricht Buchwald. Auch da wurde gerechnet: „Eine Verlagerung wäre teurer.“ 15 Kinder, fünf sind behindert, wechseln im Sommer auf die Schule, die freien Plätze werden zunächst nicht neu besetzt.

Einmalige Situation

89 Kindertageseinrichtungen gibt es in Mülheim, 39 von ihnen sind städtisch. Durch den Umbau auf U3, sagt Frank Buchwald, habe man ihre bauliche Situation im Blick. „Wir sind da nicht so schlimm dran, wie bei den Schulen“, vergleicht Vermeulen, obwohl natürlich einiges zu tun sei. Dennoch sei die Situation der „Villa Kunterbunt“ einmalig, die Schließung drohe bei keiner anderen Einrichtung. Lydia Schallwig: „Es gibt kein zweites Priesters Hof.“

Dennoch lässt der Immobilienservice bei der Suche nach geeignetem Raum nichts unversucht: Investoren, die in der Lage sind, im Großraum Heißen ein bebaubares Grundstück (rund 2500 m²) oder (barrierefreie) Mietfläche (1200 m² plus Außengelände) zur Verfügung zu stellen, werden gebeten, sich telefonisch zu melden: 455 23 00.