Mülheim. . Während andernorts Gotteshäuser schließen und umgewidmet werden, entsteht in Mülheims Mitte ein neues Begegnungszentrum - in einem leerstehenden Supermarkt. Die afrikanisch geprägte Lichthaus Gemeinde möchte hier eine “moderne Kirche“ einrichten.

Wo man auch hinschaut, werden Kirchen aufgegeben, umgewidmet. An der Auerstraße 54 geht die afrikanisch geprägte Lichthaus Gemeinde gerade den entgegengesetzten Weg: Sie baut einen lange leerstehenden Supermarkt zum Begegnungszentrum um.

Damit schafft sich die freikirchliche Gemeinschaft, die ursprünglich „Lighthouse Christian Fellowship“ heißt, eine neue Heimat in Mülheims Mitte. Sechs Jahre lang wurden Gospelgottesdienste und Gruppentreffen im ehemaligen KWU-Areal an der Aktienstraße abgehalten, wo man sich eingemietet hatte. „Fast 100.000 Euro kostete die Renovierung dort“, sagt Pastor Edmund Sackey-Brown. Aus dem geplanten Kauf mitsamt Vermarktung wurde dennoch nichts.

Derzeit nutzt die Lichthaus Gemeinde sowohl die nahe Johanniskirche als auch das Essener Weigle-Haus. Derweil wachsen, vom breiten Rolltor an der Auerstraße aus noch kaum erkennbar, langsam erste Zellen des neuen Zentrums. Grundstück und Gebäude sind jetzt ihr Eigentum, Pastor Sackey-Brown gibt den Kaufpreis mit rund 700.000 Euro an. Das Geld, betont er, hätten allein die Gemeindemitglieder aufgebracht. 500 seien es ungefähr, Menschen aus Mülheim und aus den Nachbarstädten, viele mit Wurzeln in afrikanischen Ländern. Nigeria, Togo, Kamerun, Südafrika.

Nachbarschaft mit einbeziehen

Edmund Sackey-Brown selbst kam vor gut 45 Jahren in Ghanas Hauptstadt Accra zur Welt, lebt seit 1989 in Deutschland. Als junger Mann studierte er Maschinenbau in Friedrichshafen („dort am Bodensee, das war richtig Deutschland; hier im Ruhrgebiet mischt sich alles“). Doch er arbeitete nur kurz als Ingenieur, folgte seinem Glauben, wurde Pastor und nennt sich einen „Missionar“.

Er hält die Auerstraße für eine ideal gelegene Adresse: „Wir wollten in der Stadtmitte bleiben, gut erreichbar, das erleichtert unsere Arbeit.“ Hier soll, und zwar ohne Abriss, weitaus mehr entstehen als ein Gemeindehaus: „Wir wollen ein internationales Begegnungszentrum einrichten und die Nachbarschaft mit einbeziehen, zu der wir gute Kontakte pflegen.“

Eine „ganz moderne Kirche“ schwebt dem Geistlichen vor, von außen nur noch am Kreuz zu erkennen. Frauen- und Männergruppen sollen sich hier treffen und – vor allem – soll Jugendarbeit stattfinden, mit Tanzgruppen, Chorgesang, Gospelrock, aber auch Hausaufgabenbetreuung, die Ehrenamtliche anbieten, für alle Kinder aus der Nachbarschaft Auf dem Hof, wo jetzt außer Parkfläche nichts ist, wollen sie einen Spielplatz schaffen für die Kleinen und Streetballkörbe aufhängen für die Größeren. Offen für alle soll das Zentrum sein, jedoch nicht rund um die Uhr geöffnet. Bereits jetzt werde das Gelände von einem Sicherheitsdienst überwacht, und auch künftig soll gelten: „Wir möchten nicht, dass Leute hier spielen, wenn wir nicht da sind.“

Herz des Hauses fehlt noch

Im hinteren Teil des Gebäudes haben der Pastor und seine Mitarbeiter Büros eingerichtet, ein Kellerraum wird fast täglich für Schlagzeugstunden genutzt. Doch das Herz des Hauses, der Gemeinde fehlt noch: ein Gottesdienstraum, ein großer Saal zum Beten, Singen und Feiern für 200 bis 300 Besucher. Pastor Sackey-Brown führt durch das Gebäude, drückt eine große Metalltür auf und steht plötzlich mitten im Supermarkt, der frei von Waren ist, aber noch möbliert, als sei er vor wenigen Wochen erst verlassen worden. Immer noch stehen leere Frischetheken, Tiefkühltruhen, Pfandflaschenautomaten, sogar Scannerkassen und Einkaufswagen unter den tiefhängenden Deckenplatten. Dies alles auszuräumen, wegzuschaffen, aufzuhellen, neu einzurichten, wird noch ein gewaltiges Stück Arbeit für die Lichthaus-Gemeinde.

Auf 500.000 Euro schätzt der Pastor die Kosten für Planung, Gestaltung, Renovierung, die sie noch aufbringen müssen. Wer sich umschaut, glaubt kaum, dass das reicht. Wann soll das neue Begegnungszentrum Eröffnung feiern? „Das ist sehr schwer zu sagen“, meint Sackey-Brown, „wir hoffen, Ende des Jahres fertig zu sein.“ Er weiß sicher: Dieser Weg wird kein leichter sein.