Mülheim.

Ein Segel, das die Energie von Sonne und Windkraft speichert, auch dann, wenn kaum ein Lüftchen weht, schwimmende Solarinseln vor der Nord- und Ostseeküste sowie eine Anlage für Trinkwassergewinnung in der Wüste: Jugendliche des Gymnasiums Heißen haben sich eine Woche lang Gedanken gemacht, wie Europa und der Rest der Welt noch zu retten sind.

„Jugend denkt Europa“ nannte sich diese Projektwoche, die Teil einer Initiative der Robert-Bosch-Stiftung ist. Eines kann man bereits festhalten: Die Jugendlichen der Klasse 9b denken optimistisch und grün. Ihre Ideen fassten die Jungs und Mädchen der 9b außerdem in Form von drei Partei-Manifesten zusammen: Zur Abschlussveranstaltung des Projekts stellten sich die Sonnenpartei, Freie Europäische Partei und Soziale Arbeiter Partei Europa mit den Konzepten in einem inszenierten Wahlkampf vor.

Atomkraft „geht gar nicht“ oder allenfalls für die nächsten 15 Jahre, auch Kohlekraftwerke sollen der Umwelt zuliebe verschwinden, letzteres forderten durch die Bank alle drei Parteien.

Wir wollen eine Umweltsteuer

Am besten schon ab gestern, „die Zeit läuft uns davon“, meinte eine engagierte Schülerin der Sonnenpartei im Kreuzverhör auf dem Podium, um dann zuversichtlich zu fordern: „Wenn alle zusammenarbeiten, geht das.“ Außerdem: Harte Steuern für Umweltsünder, persönliche Emissionskonten, mehr ÖPNV und eine Transaktionssteuer wünschen sie sich für Europa.

Die Wahl gewann die Sonnenpartei, deren brillentragendes Sonnen-Logo frappierend an die Grünen erinnerte. Zweite wurde die SPD-nahe SAPE, und dritte die liberale FEP. Das sind deutliche Signale an Brüssel: Denn die besten Ergebnisse der Projektwoche sollen in einen EU-weiten Aktionsplan „New Energy for Europe“ einfließen. Dieser wird im Sommer der EU-Ratspräsidentschaft übergeben.

Doch erst einmal ernteten die Schüler der 9b zur Abschlussveranstaltung für ihr Engagement großes Lob von der Politik: Die Europaabgeordnete der CDU, Renate Sommer, und Dagmar Hanses, Landtagsmitglied der Grünen, waren als Projektpaten zu Gast und fanden es „erstaunlich, was ihr auf die Beine gestellt habt“, so die Grüne.

Sofort aus Atomkraft aussteigen

Renate Sommer ging mit den Schülern – besonders mit dem Sieger – allerdings auch hart ins Gericht: „Sie wollen sofort aus der Atomkraft aussteigen und der Wirtschaft den Strom abstellen. Wer soll denn ihren Ausstieg finanzieren?“

Das Parteienspektrum sei zudem nicht ausreichend, fand die CDU-Frau etwas säuerlich, deren Partei bei den idealistischen Jugendlichen gar nicht vertreten war. Gut gefiel ihr hingegen die Forderung, „dass Energie bezahlbar bleiben soll“. „Etwas ungerecht“, verteidigte Politiklehrerin Cornelia Brodersen ihre 9b, die sie über die Woche begleitet hatte, gegenüber der Kritik: „Sie hatten für das Programm gerade einmal einen Tag Zeit. Dafür war es ein hohes Niveau.“

Ermutigend wirkten die Vorschläge der Jugendlichen auch auf Susanne Dickel von der Mülheimer Klimainitiative: „Glaubwürdigkeit ist aber wichtig: Was macht ihr im Alltag für die Umwelt?“

Licht und Laptop abschalten, kein Stand-by-Betrieb, weniger heizen, so die Antworten. „Macht doch mit beim Dicker-Pulli-Tag im Februar“, schlug sie vor. „Wir sprechen mit der Schülervertretung und Schulleitung“, willigten die Jugendlichen ein.