In Mülheim werden offenbar gern Vereine gegründet: Rund 1000 eingetragene hat das Amtsgericht Duisburg registriert, weiß man beim Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE). Das CBE hat vor allem die gemeinnützigen Vereine im Sinn, wenn es von den 330 eingetragenen Organisationen spricht, die ehrenamtlich so viel Gutes tun für die Stadtgesellschaft, Kinder fördern und Migranten integrieren.
Sei es im Bereich Bildung, Freizeit, Politik oder eben im Sport, mit rund 150 Vereinen und ca. 40 000 Mitgliedern der größte Anteil.
Gemeinsame Interessen zu pflegen ist das eine, nötige organisatorische Dinge zu übernehmen das andere: Vereine brauchen Vorsitzende samt Stellvertretung, Schatzmeister, Protokollführer, Sekretäre, Sport- und Pressewarte – und in manchen Vereinen vereint eine einzige treue Seele alle diese Tätigkeiten in der eigenen Person, und das seit Jahrzehnten. Hat der oder die keine Kraft oder Lust mehr, steht oft der ganze Verein auf der Kippe, weiß Eva Winkler vom CBE. Wenn es auch kaum Mitgliederschwund gibt, so fehle der Nachwuchs für die ehrenamtlichen, verantwortlichen Jobs vielerorts.
„Engagement braucht Leadership"
Frau Winkler leitet beim CBE das neue Projekt „Engagement braucht Leadership – Initiativen zur Besetzung ehrenamtlicher Vorstände“, und hinter dem Slogan könnte sich für so manchen Verein mit Personalschwäche im Vorstand die Rettung verbergen. Denn zum CBE kommen ja auch Leute, die sich durchaus vorstellen können, einen (Vereins-)Laden ehrenamtlich zu schmeißen, weil sie, erstens, die Zeit haben und, zweitens, keine Angst vor Bürokratie, vor Bilanzen, Steuererklärungen und Führungsaufgaben.
Doch das ist erst der zweite Schritt. Der erste wird eine umfangreiche Erfassung des Status Quo mit der Entwicklung eines Konzepts sein, gefolgt von dessen Erprobung in der Praxis. Möglich machen das die Mittel der Robert-Bosch-Stiftung, die nur drei Standorte für das Leadership- Projekt in Deutschland zwei Jahre lang fördert – das Mülheimer CBE gehört, neben Bremen und Halle, dazu.
Unterstützungsangebote
Um Lösungen zu finden und Unterstützungsangebote machen zu können, soll erst einmal untersucht werden, welche ehrenamtlichen Vereine in Mülheim wie aufgestellt sind. Dazu findet sich ab sofort ein Fragebogen im Internet (der auf Wunsch auch zugeschickt wird), in dem jeder gemeinnützige Verein mit ehrenamtlichem Vorstand seine Situation im Multiple-Choice-Verfahren darstellen kann.
Ein zweiter Fragebogen richtet sich an Bürgerinnen und Bürger, die daran interessiert sind, einen ehrenamtlichen Vorstandsjob zu machen.
Konkrete Maßnahmen
„Im Verein spielt sich bürgerschaftliches Engagement ab“, weiß Eva Winkler, die möglichst viele Vereine und Interessierte beteiligen möchte. Ob es an den gestiegenen Anforderungen für die ehrenamtlichen Vorstände liegt, an der Arbeitsverdichtung der noch berufstätigen Vorstände, der Erwartungshaltung der Mitglieder wird zu analysieren sein. Möglicherweise könnte für so manchen Verein, der vor der Auflösung steht, eine Vernetzung oder gar eine Zusammenlegung der Organisation wie etwa die Buchhaltung die Rettung sein.
Konkrete Maßnahmen dürften Schulungen der ehrenamtlichen Leiter mit externen Fachleuten, die aus Unternehmen kommen, darstellen. Oder auch eine Umverteilung der Aufgaben: Eva Winkler erinnert sich an eine Begegnungsstätte, die ein Ehepaar aufopferungsvoll betreute, bis sie Nachfolger suchten, weil es ihnen zu viel wurde. Heute teilen sich sieben, acht Ehrenamtler die Aufgaben. Vereinsarbeit kann auch anders gehen, als durch den einsamen Einsatz eines Einzelnen mit 40 ehrenamtlichen Stunden in der Woche. Davon ist Eva Winkler überzeugt.
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