Mülheim. . Ralf Küper ist der Vertreter der Polizei im “Sicherheitsnetzwerk Innenstadt“, das der Gegend um Hauptbahnhof und Forum den “Angstraum“-Charakter nehmen soll. Seit über 40 Jahren ist er schon bei der Polizei - und plädiert für Sensibilität im eigenen Umfeld.

Zum Jahresbeginn 2011 sorgte die Situation rund um Hauptbahnhof und Forum für Aufregung in der Stadt: Viele Bürger fühlten sich dort nicht mehr sicher. Auch in der Politik wurde diskutiert, das Wort vom „Angstraum“ fiel.

Eine Projektgruppe, das „Sicherheitsnetzwerk Innenstadt“ – bestehend aus Vertretern von Polizei, Ordnungsamt, Bundespolizei, MVG und Forumsbetreibern – kümmerte sich um das Thema. Für die Polizei nahm der Erste Polizeihauptkommissar Ralf Küper die Fäden in die Hand, war Ansprechpartner in Bezirksvertretungssitzungen. Küper leitet seit zwei Jahren die ehemalige Wache Speldorf, die heute „Bezirks- und Schwerpunktdienst“ heißt. Von dort aus werden aktuell „anlassbezogene Kräfte eingesetzt“, so der Polizeijargon. Oder, wie es Ralf Küper ausdrückt: „Wo der Schuh drückt, greifen wir ein.“

Stärkere Polizeipräsenz

Der 59-Jährige ist ein einsatzerfahrener Praktiker. Er war in Spezialeinsatzkommandos und in der Aus- und Fortbildung der Polizei tätig. Vor seinem Einsatz in Mülheim leitete er die Wache Essen-Borbeck. Ralf Küper ist einer, der die Sorgen der Bürger ernst nimmt. Gegen die Situation am Hauptbahnhof, wo junge Heranwachsende mit Migrationshintergrund durch ihr Auftreten vor allem Ältere verängstigten, wo es auch Kriminalität gab, die mit Rauschgiftverkauf einherging, setzte die Polizei auf Präsenz mit Streifen in Zivil und Uniform, mit Personenkon­trollen.

Alle Sicherheitspartner zogen an einem Strang. Mit Erfolg. „Es ist ruhiger geworden, nach Aussagen aller Beteiligten“, zieht Ralf Küper das Fazit. Sollte sich das ändern, wird auch die Polizei wieder aktiver werden.

Wachsende Gleichgültigkeit

Wenn es Konflikte gibt, wenn der Bürger sich unwohl fühlt, ist es die Polizei, die für Sicherheit sorgen muss. Ralf Küper ist seit über 40 Jahren Polizist. Wie hat sich seiner Meinung nach das Miteinander verändert? „Ich glaube schon, dass die Gleichgültigkeit größer geworden ist“, meint er nachdenklich. „Zumindest in Bezug auf andere.“

Der Umgang miteinander sei viel ich-bezogener geworden. Die Polizei soll möglichst schnell kommen, wenn es um einen selbst geht, doch wenn ein anderer mal ein Problem hat, dann „kann man schon mal wegsehen“. Der Respekt voreinander habe abgenommen, das merke auch die Polizei. Es gebe eine geringere soziale Kontrolle.

Dabei ist gerade die soziale Kontrolle auch Schutz: Ein Täter muss immer Angst haben, entdeckt zu werden. Aufmerksame Nachbarn haben schon so manchen Einbruch vereitelt. „Mehr Sensibilität im eigenen Umfeld“, fordert Ralf Küper. „Dann haben gewisse Leute nicht die Chancen, die ihnen das Wegsehen bietet.“ Küper ermuntert dazu, die Polizei zeitnah anzusprechen, wenn etwas auffällt, auch, wenn es nur ein „Bauchgefühl“ ist. Wer eine Anzeige scheue, könne erst einmal mit einem Bezirksdienstbeamten ein unverbindliches Gespräch führen, empfiehlt Ralf Küper.