Mülheim. .

Wie sicher ist die Mülheimer Innenstadt? Zuletzt meldeten sich immer wieder Leser, die über Pöbeleien und Beschimpfungen an Hauptbahnhof und Forum klagten. Die Politik will sich der Hilferufe annehmen, die Polizei schickt zivile Trupps.

Nachdem immer mehr Mülheimer von aggressiven Jugendlichen in der Innenstadt berichten, nimmt sich nun auch die Politik der gefühlten Unsicherheit an: Die Grünen wollen das Thema in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung I auf der Ta­gesordnung haben. Und Bürgermeister Markus Püll (CDU) sprach gar von „Hilferufen“, die ihn erreicht hätten.

Die Polizei nimmt diese Ängste ernst, auch wenn die Zahlen der aktuellen Kriminalitätsstatistik eine andere Sprache sprechen: Bezogen auf den Bereich der City rund um das Forum und den Bahnhof, führte Jürgen Achterfeld als Chef des Regionalkommissariats aus, habe man bei der Straßenkriminalität, im Vergleich zu 2009, „keine signifikante Änderung der angezeigten Straftaten“. Darunter fielen Körperverletzung, Raub, aggressive Handlungen, Se­xual­straftaten, Ladendieb­stahl.

Allein beim Taschendiebstahl gebe es eine leicht erhöhte Anzahl von Anzeigen. Manche Taten bleiben in einem Dunkelfeld, kom­men erst gar nicht zur Anzeige, weil man vielleicht nicht damit rechnet, dass ein Täter überhaupt ermittelt und dann zur Verantwortung gezogen werden kann. „Wir können aber nur agieren, wenn Straftaten auch angezeigt werden“, betont der Kriminalkommissar.

Schwerpunktdienst seit Schlägerei

Was aber nicht heißt, dass die Polizei nicht längst aktiv ist am Bahnhof – mit und ohne Uniform. Mit verdeckten Streifen reagiere man auf das erhöhte Taschendiebstahlsaufkommen. Seit einer Schlägerei, die sich Ende September am Bahnhofsvorplatz ereignete, hat der polizeiliche Bezirks- und Schwerpunktdienst den Bahnhofsbereich stärker im Visier. Dort zeige die Polizei in stündlichen Doppelstreifen eine „deutlich sichtbare Präsenz“, betont Polizeihauptkommissar Ralf Hermann Küper.

Zivile Einsatztrupps und Streifendienste seien seit einigen Wochen ab mittags bis in die späten Abendstunden unterwegs. Gruppenbildung habe man im Auge, darunter eine Gruppe Jugendlicher im Bereich zum Technischen Rathaus hin und vor allem eine Gruppe junger Männer, auch mit Migrationshintergrund, die sich am Ausgang in Richtung U-Bahn treffe: „Das Verhalten dieser Leute“, sagt Küper, „ist geeignet, für Unsicherheit zu sorgen.“

Angstraum Forum?

Nachweisbare Straftaten seien bisher aber nicht bekannt geworden – sieht man mal davon ab, dass eine ältere Dame sich von Jugendlichen belästigt fühlte und sich einer vorbeikommenden Streife anvertraute. Doch das, so das Fazit der Polizei vor Ort, sei ein Einzelfall gewesen: Die Bezirksdienstbeamten in der Wache am Hans-Böckler-Platz hätten jedenfalls nicht festgestellt, dass die Bürger verstärkt Besorgnis äußerten, so Küper. Der dennoch Handlungsbedarf sieht: „Wir müssen darüber nachdenken, wie wir das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger positiv beeinflussen können.“ Dazu gehöre auch, festzustellen, ob es sich bei der Situation am Forum um einen Raum handelt, der verstärkt Angst auslöst, oder ob es sich um ein Umfeld handelt, das – auch mit einigen negativen Erscheinungen – typisch für eine Großstadt sei.

Die Polizei will das Thema in der nächsten Sitzung des Arbeitskreises „Aktionsraum Innenstadt“ ansprechen, in der neben Polizei, Stadt und Kirche viele Vertreter anderer Gruppierungen sitzen. Zudem soll mit MVG, Ordnungsamt und Forums-Sicherheitsdienst beraten werden, wie man die Situation verbessern kann.