Mülheim.

In den Sechzigerjahren haben hier Schüler Mathe gepaukt, heute lernen Mediziner in der ehemaligen Mintarder Dorfschule das Operieren. Unternehmerin Yvonne Schoppe ist mit ihrer Firma „Meducation“ dort eingezogen und hat aus dem 640 Quadratmeter großen Gebäude an der Straße „Am Stoot“ ein Medizinisches Fortbildungszentrum eingerichtet.

Im Innern der großzügigen Immobilie, die auf einem 5500 Quadratmeter großen Grundstück mitten in Mintard steht, wirkt nichts klinisch. Umgeben von grünen Wiesen und einem Postkarten-Ausblick auf das Ruhrtal präsentiert sich das Medizinische Schulungszentrum in warmen Farben. Der Seminarbereich in den oberen Etagen, ist hübsch dekoriert mit Blumen, großen Korbsesseln und Bildern Mülheimer Künstler.

Zwei Räume bieten Platz für Tagungsteilnehmer. „Hier finden mehrtägige Kurse statt, in denen sich Personal, das im Gesundheitswesen arbeitet, zu medizinischen Themen fortbilden lassen kann“, erklärt Yvonne Schoppe. Die Seminarräume hat sie mit neuester Technik aufgerüstet. Dabei schult Schoppe nicht selbst, sondern stellt lediglich die Räume zur Verfügung. So lernen Ärzte, Krankenschwestern oder Gesundheitsberater in dem Zentrum allerhand Fachliches zu Hygiene, Therapien oder Gesundheitserziehung.

Live-Übertragungen aus dem OP

Der praktische Teil findet im Erdgeschoss statt. Hinter einer großen Schiebetür verbergen sich Operationstische, Waschbecken oder Röntgengeräte. Und Patient „Freddy“ – ein künstliches Skelett, an dem sich Teilnehmer ausprobieren können, ohne dass es wehtut. Wie im echten OP-Saal üben sie hier, wie sie Patienten behandeln – mit Ausblick auf die Mintarder Wiesen. „Es sind auch Übertragungen aus dem OP möglich, die live mit dem Beamer an die Wand projiziert werden“, erklärt Schoppe. „Mediziner operieren dann nach.“

Die Essenerin hat sich mit dem Schulungszentrum einen Traum erfüllt. Schließlich finden die meisten medizinischen Fortbildungen in Hotels oder Universitäten statt. Das habe den Nachteil, dass die Teilnehmer nie ungestört seien. Daher gebe es bei „Meducation“ Ruhezonen, auf der Terrasse, im Garten oder in den Pausenräumen.

"Hier passte einfach alles"

Fünf Jahre lang hat Yvonne Schoppe in der Firma ihres Mannes gearbeitet, die sich auf die Organisation von medizinischen Kongressen spezialisiert hat. Im September dieses Jahres gründete sie ihre eigene Firma und mietete das Gebäude der Investorengruppe BHH Bauen und Wohnen. Diese hatte das Haus, das 1960 als Dorfschule gegründet wurde, 1996 von der Stadt gekauft. „In den Neunzigerjahren war es ein Übergangsheim für Flüchtlinge“, erinnert sich BHH-Geschäftsführer Gerhard van den Boom. „Danach ist ein Heizungstechnik-Unternehmen hier eingezogen.“ Nach dessen Auszug wurde Yvonne Schoppe durch die Wirtschaftsförderung Mülheim & Business auf das Objekt aufmerksam. Diese stand in Kontakt mit dem Eigentümer und konnte vermitteln. „Ich habe ein ruhiges, großes Grundstück gesucht – hier passte einfach alles“, freut sich die Unternehmerin.