Mülheim. .

Dass das Herz aus dem Takt gerät, ist nur in Liebesromanen erstrebenswert. Im wahren Leben können Herzrhythmusstörungen lebensgefährlich sein. Rund die Hälfte der Herztoten, nennt Prof. Dr. Feyradoon Niroomand, Chefarzt der Kardiologischen Klinik am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM), eine Zahl, litt an einer Herzrhythmusstörung. Eben die werden im neuen Zentrum für klinische Elektrophysiologie der Kardiologischen Klinik behandelt.

Es ist keine leichte Materie, das merkt man gleich. Doch Dr. Jan Hluchy weiß nach über 20 Berufsjahren, wie man sein schwieriges Fachgebiet Laien erläutert – indem man es durch ein anderes komplexes Fachgebiet ersetzt, das aber zugänglicher ist. „Ein Herz ist ein Vier-Zylinder-Motor“, sagt der Leitende Arzt des Zentrums für klinische Elektrophysiologie. Er spricht von „Spritversorgung“, von Kabeln, Zündkerzen, einer komplexen Elektrik – und: „Wenn die Elektrik kaputt geht, dann muss man zum Elektriker.“

"Fanatiker und ein bisschen verrückt"

Der Herz-Elektriker ist Dr. Jan Hluchy. Seit Anfang der 80er Jahre arbeitet der geborene Slowake auf diesem medizinischen Gebiet, das „eher Physik als Medizin“ ist und laut EKM-Geschäftsführer Nils B. Krog „eine hohe Expertise, aber auch Geduld, Zeit und Nähe zum Patienten“ benötigt. Folglich, sagt Dr. Hluchy, müsse man „Fanatiker“ sein, um Elektrophysiologe zu werden und „ein bisschen verrückt“. Denn das Herz, sagt Chefarzt Prof. Dr. Feyradoon Niroomand, sei „ein Wunderwerk“, bestehend „aus sechs Milliarden Herzmuskelzellen, die synchron arbeiten müssen“.

Zu ergründen, warum eine einzelne aus dem Takt kommt oder mehrere dies tun, ist Dr. Hluchys Aufgabe und die seines Oberarztes Mirco Eifler. Und das kann dauern: „Es gibt tausende Parameter, die man für eine genaue Diagnose beachten muss“, sagt Hluchy. Dazu werden Herzzellen kontrolliert stimuliert, bis die Ursache entdeckt ist. Das könne zwei, vier oder auch sechs Stunden dauern.

Häuserübergreifende Arbeit

Ist die Ursache gefunden, können die Patienten mit einer „Katheterablation“ von erworbenen oder angeborenen Herzrhythmusstörungen befreit werden: Bei diesem Verfahren wird das verantwortliche Herzmuskelgewebe dauerhaft verödet, „auf den Millimeter genau“.

Die Elektrophysiologie ist kein ganz neues Gebiet an der Kardiologischen Klinik am EKM, doch Dr. Jan Hluchy und Mirco Eifler sollen sie Stück weit auf- und vor allem ausbauen.

Das Zentrum ist häuserübergreifend in den Ev. Krankenhäusern Mülheim und Oberhausen angesiedelt. Zudem sucht Dr. Hluchy den Kontakt zu niedergelassenen Kollegen. Per „Fax-Hotline“ (erreichbar unter: 309 25 93) sollen Ärzte EKG-Streifen an das Zentrum schicken können, damit die Fachärzte gemeinsam Diagnose und Behandlung diskutieren können.