Mülheim. .
Man muss kein Einserkandidat in Mathe oder Physik gewesen sein, um Elektrotechnik zu studieren. „Man sollte nur eine gewisse Neigung für Technik haben“, weiß Stefan Thierhoff, der das Fach im zweiten Semester an der noch jungen Mülheimer Hochschule Ruhr West (HRW) studiert und mit einigen Klischees aufräumt.
„Das Fach ist gar nicht so staubtrocken, wie viele denken“, findet Stefan Thierhoff. Sein Wunsch stand schon früh fest: „Ich wollte immer Erfinder werden.“ Heute ist er auf dem besten Weg dorthin. Denn in den Laboren der HRW entwickelt er die technischen Neuerungen von morgen – Messtechniken für medizinische Instrumente, Alternative Energien oder die Elektromobilität. „Jeder hat ein Handy mit neuester Technik, aber kaum jemand weiß, was wirklich dahinter steckt“, sagt Prof. Dr.-Ing. Jörg Himmel, der das Institut für Mess- und Sensortechnik leitet. „Hier können Studierende die Technik von morgen mitgestalten.“
Genau das hat auch Stefan am Studium gereizt. Nach seiner Lehre zum Elektriker, studierte er erst an der Uni Düsseldorf. „Doch dort war der Studiengang überfüllt, der einzelne ging in der Masse unter“, erzählt der Student. „Dann habe ich an die HRW nach Mülheim gewechselt – und hier eine bessere Betreuung gefunden.“ Stefan lernt nun in kleinen Gruppen mit maximal 40 Studierenden. „Wir können jederzeit Fragen stellen und arbeiten in Projekten mit.“ Die Hochschule Ruhr West bietet zumindest derzeit noch hervorragende Studienbedingungen. Sechs Assistenten betreuen die Studenten in unterschiedlichen Projekten, die in zwei Fachgebiete unterteilt sind.
Meizintechnik an der Hochschule Ruhr West
„Zum einen beschäftigen wir uns mit Medizintechnik, insbesondere mit dem Problem der Verfettung humaner Leber“, erklärt Jörg Himmel. Heißt in der Praxis: „Wir arbeiten an einem Messverfahren, dass es vereinfacht, den Fettgehalt einer Leber vor der Transplantation zu bestimmen.“ Das spart nicht nur Zeit und vereinfacht die Abläufe im OP, sondern sorgt auch dafür, dass mehr Lebern transplantiert werden können. „Denn das bisherige Verfahren im Labor ist zu ungenau, viele Organe können aufgrund falscher Messwerte nicht verwendet werden.“
Zum anderen forschen die Studenten im Bereich der Industriellen Messtechnik. Diese Projekte verfolgen einen Forschungsauftrag und werden von der Industrie mit Mitteln in Höhe von 400 000 Euro über drei Jahre gefördert. In ein solches Projekt ist auch Stefan eingebunden. „Wir entwickeln ein Messverfahren, um den Durchmesser von Walzdraht, der in der Stahlindustrie eingesetzt wird, zu bestimmen“, erklärt er. Am Ende stellen die Studenten ihre Projektergebnisse in den Unternehmen selbst vor. „So knüpfen sie Kontakte in die Unternehmen“, sagt Jörg Himmel.
Und die Theorie? „Ein Mathe-Ass muss man jedenfalls nicht sein, um Elektrotechnik zu studieren“, sagt Himmel. „Wir fangen mit dem Stoff der Mittelstufe an und geben auch Zusatzunterricht, wenn es an manchen Stellen hakt.“