Mülheim. .

Örtliche Ärzte-Netzwerke wie das Doc-net-mh der niedergelassenen Mülheimer Haus- und Fachärzte haben sich im Landesverband der Praxisnetze (LPNRW) zusammengeschlossen. Am Samstag trifft sich der Landesverband in der Stadthalle zu einem Fachkongress. Nachgefragt beim Hausarzt Dr. Peter Ramme, Vorsitzender des Doc-net-mh und 2. Vorsitzender des LPNRW.

Was sind die Hauptaufgaben des Landesverbandes?

Peter Ramme: Ärztenetze vor Ort können oftmals eher erkennen, wo die Versorgungslage Lücken hat und sind da oft flexibler als die Kassenärztlichen Vereinigungen es sein können. Wir haben uns in den letzten eineinhalb Jahren ein bisschen mehr politisch aufgestellt, weil wir festgestellt haben, dass Politik und Krankenkassen Ärztenetze vermehrt wahrnehmen, weil wir vor Ort eine Kraft sind, die Versorgung mitgestalten kann. Etwa bei Altenheimverträgen.

Thema des Fachkongresses ist die Versorgung in der Region. Wie sieht’s in Mülheim aus, Stichwort Styrum?

Ramme: In Styrum sind zwei Hausärzte weggegangen, was natürlich die Versorgung in der Fläche erst mal für die Styrumer Patienten schwieriger macht. Die Styrumer haben aber die Möglichkeit, mit der 104 relativ schnell in der Innenstadt zu sein und Zugang zu Hausärzten zu haben. Es ist natürlich für die älteren Patienten schon schwierig, gerade, wenn sie auf Hausbesuche angewiesen sind, dort weiterhin hausärztlich gut versorgt zu sein.

Wir haben aber in Styrum ein Luxusproblem im Vergleich zu ländlichen Regionen. Wenn da im Dorf der Arzt zumacht, müssen die Leute eine halbe Stunde oder länger fahren, um die nächste Hausarztpraxis zu erreichen.

Welchen konkreten Einfluss hätte denn das Ärztenetz bei der Versorgung in Styrum?

Ramme: Wenn dort wirklich ein Versorgungsengpass entstehen würde – wovon ich im Moment wirklich nicht ausgehe – dann kann man über ein Ärztenetz einiges organisieren. Zum Beispiel den Kollegen mit Praxis in Styrum anbieten, dass ein Kollege mit hineinrotiert: Wer also eine kleinere Praxis und noch freie Kapazitäten hat, könnte dort tageweise die Versorgung mit sicherstellen. Man könnte auch über einen Hausbesuchszirkel sprechen, wo Kollegen, die Hausbesuche machen, auch Patienten in Styrum mit versorgen, wenn mal Not am Mann ist.

Das ist aber in Mülheim ein einfach zu lösendes Problem, ganz anders als auf dem Land, wo es etwa einen eklatanten Facharztmangel gibt.

Was will der Landesverband der Ärztenetze erreichen?

Ramme: Unser Anliegen ist, dass die Netze vor Ort organisieren können, dass zu bestimmten Zeiten ein Fach- oder Hausarzt da ist. Solche Versorgungsmodelle muss man innovativ mit den Kollegen vor Ort entwickeln, da kann man nicht immer versuchen, das Ganze von oben zu steuern. Das wollen wir am Samstag mit der Politik und den Krankenkassen besprechen.

Hintergrund: Während des Fachkongresses, zu dem 200 Ärzte sowie Vertreter von Krankenkassen und aus der Gesundheitspolitik erwartet werden, wird es Vorträge von NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (MdL, Grüne) und Ulrike Flach (FDP), Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, geben.