Mülheim. Die gebeutelte City von Mülheim wird zum Modellversuch: Hier sollen experimentelle Ansätze zur Wiederbelebung schwächelnder Innenstädte getestet werden. Das hat das Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung beschlossen.
Die aktuell „desolate Situation“ im Bereich rund um die untere Schloßstraße, so ein Sprecher des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gestern, ist Berlin eine Förderung wert. Neben sieben weiteren Städten erklärte das Bundesministerium Mülheim nun zur Modellstadt für experimentelle Ansätze zur Stärkung von gebeutelten City-Standorten.
Insgesamt stellt der Bund für dieses Projekt 1,9 Mio Euro zur Verfügung, rund 230 000 Euro fließen nach Mülheim. Das Projekt soll Städte und Gemeinden bei ihren Planungen zur Wiederbelebung schwächelnder Innenstädte unterstützen. Zu einer Bewerbung aufgerufen hatte Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) ausdrücklich Städte, die Probleme mit großen innerstädtischen Brachen und/oder Immobilien-Leerständen haben. Da durfte sich Mülheim natürlich angesprochen fühlen.
Seit mehr als eineinhalb Jahren nun schon steht der Kaufhof leer. Das wuchtige Gebäude am unteren Ende erfüllt längst nicht mehr seine Knochenfunktion, die es neben dem Forum für den Innenstadthandel hat – mit schwerwiegenden Folgen für das nahe Umfeld.
Weißbuch Innenstadt
Im Sommer hatte Ramsauer ein „Weißbuch Innenstadt“ präsentiert, in dem Anregungen zur Stärkung von Innenstädten versammelt sind. Mülheim und weitere sieben Städte (Bocholt, Dessau-Roßlau, Elmshorn, Nürnberg, Offenbach, Peine, Illingen) sollen nun die Chance bekommen, diese auch in die Tat umzusetzen. So ist das Quartier „Untere Schloßstraße“ zur Experimentierzone erklärt worden; Mülheim setzte sich mit seiner Projektbeschreibung unter 130 Bewerbungen durch.
Die Suppe ist aufgesetzt, viel Fleisch kann Katrin Witzel von der Abteilung Städtebau/Stadtgestaltung im Planungsamt aber noch nicht beitun. Noch bleiben die Vorstellungen, was mit der Förderung in den nächsten drei Jahren auf dem und rund um das Kaufhof-Areal zum Guten gewendet werden könnte, vage.
Die Förderung unterstütze zunächst die konzeptionelle Arbeit, so Witzel. Wichtig sei die Beteiligung aller handelnden Akteure. So habe die Stadtplanung schon die Projektbewerbung etwa mit der Wirtschaftsförderung, der Stadtmarketing- und Tourismus-Gesellschaft und dem Kaufhof-Eigentümer Jochen Hoffmeister abgestimmt.
Integriertes Innenstadtkonzept
Dass Nährboden für experimentelles Handeln da ist, macht Witzel an zweierlei Dingen fest: Einerseits ist das Kölner Stadtplanungsbüro Dr. Jansen aktuell im Auftrag der Stadt dabei, ein „integriertes Innenstadtkonzept“ aufzulegen, mit städtebaulicher Stärken- und Schwächenanalyse sowie daraus abgeleiteten Handlungsmöglichkeiten. Andererseits werde das Ruhrbania-Projekt am Ruhrufer einen Schub bringen, den es auch für das Kaufhof-Grundstück und dessen Nachbarschaft zu nutzen gelte. „Der Kaufhof soll die Verbindung zur Ruhrpromenade sein“, so Witzel.
Mit den Mitteln des Bundes soll es in 2012 eine „neue Form der Bürgerbeteiligung“ geben. Geplant ist eine einwöchige Planungswerkstatt mit Bürgern, Akteuren der Innenstadt und Planungsexperten.