Mülheim.

Welche Botschaft nehmen Sie vom Parteitag in Berlin mit nach Mülheim?

Dass sich die SPD in einer Aufbruchstimmung befindet, dass sie auch die nächsten Wahlen gewinnen kann und wird und dass sie die richtigen Rezepte für die sozialen Fragen, für die Stärkung und Sicherung der Demokratie gefunden hat.

Was ist anders als beim Parteitag vor zwei Jahren?

Lothar Fink: Die Partei hat nach der herben Niederlage hart gearbeitet, die Partei hat sich geöffnet. So hat etwa Theo Zwanziger (DFB-Präsident Anm. der Red.) auf dem Parteitag zum Thema ,Sport und Inte­gration’ gesprochen. Das ist ja auch ein Konzept, das wir vor Ort in Mülheim verfolgen: Mehr mit den Bürgern ins Gespräch kommen, hören, was sie bewegt. Es gibt zudem die klare Erkenntnis: Wir brauchen politische Rezepte, um die Krise in Europa zu meistern. Da sind wir auf einem guten Weg. Ich fand den Satz von Helmut Schmidt sehr gut: Wir müssen mehr europäischer denken, mehr europäische Solidarität zeigen! Das war seine Botschaft. Wir allein, selbst mit Frankreich, sind viel zu klein. Gemeinsamkeit ist das Gebot.

Ist die SPD nach links gerutscht?

Fink: Nein, das sehe ich nicht. Wir haben uns wieder auf unsere alten Grundwerte besonnen, das tut uns gut. Wir blicken verstärkt wieder auf die sozialen Fragen, auf die Familien. Wir setzen uns für Bedingungen ein, damit Familien ihren Alltag meistern können und die es ermöglichen, von einem Einkommen bei einem Acht-Stunden-Tag leben zu können. Und das ist für mich eine Rückbesinnung auf alte Werte und Ziele der Sozialdemokraten.

Sind Sie auf dem Parteitag schlauer geworden: Wer wird Kanzlerkandidat?

Fink: Das Rennen ist für mich offen. Wir haben mindestens drei Leute, die dafür in Frage kommen. Ich finde, ein komfortables Problem, wer hätte das gedacht vor zwei Jahren? Das ist auch ein großer Fortschritt.

Was hat Sie besonders gefreut?

Fink: Das Mülheimer Ergebnis. Keiner hat bei den Vorstandswahlen so hervorragend abgeschnitten wie Hannelore Kraft, über 97 Prozent. Das ist Anerkennung – und Belohnung.