Mülheim. Ob Bettler wirklich arm sind, ist schwer zu erkennen. So lange sie nicht aggressiv betteln, machen sie sich nicht strafbar.

In der Vorweihnachtszeit sieht man sie wieder häufiger: Bettler und Spendensammler in der Mülheimer Innenstadt. „Die Rate ist nicht stark angestiegen“, so Kerstin Kunadt vom Ordnungsamt. Ein bisschen Anstieg sei aber wie jedes Jahr zu dieser Zeit auch diesmal wieder zu verzeichnen. Und die Polizei geht davon aus, dass hinter dem einen oder anderen Bettler Banden stecken, die ihn betteln schicken.


„Es gibt Leute, die betteln und bedürftig sind, und solche, die nicht bedürftig sind“, sagt Polizeipressesprecher Ulrich Faßbender. Oft steckten Organisationen hinter den Bettlern. Das heißt, die Menschen betteln nicht für die eigene Tasche, sondern sind Teil einer Bande, die so Geld verdienen will. Einige Bettler geben beispielsweise vor, behindert zu sein, berichtet auch Faßbender.

Aggressives Betteln ist verboten

Interessant ist jedoch: Wer einfach nur still in der Innenstadt steht oder sitzt, der begeht keine Straftat, auch wenn er eine Gehbehinderung oder ähnliches nur vortäuscht. „Die Leute müssen ja nicht spenden“, so Faßbender. Doch natürlich setzen diese Bettler gerade auf das Mitleid der Menschen. „Oft sieht man auch eine Mutter mit zwei kleinen Kindern.“

Anders sieht es aus, wenn aggressiv gebettelt wird. Das ist verboten. „Das ist ein Verstoß gegen die ordnungsbehördliche Verordnung“, erklärt Kerstin Kunadt. Aggressives Betteln liegt vor, wenn die Bettler sich den Passanten in den Weg stellen, sie mehrfach ansprechen, ihnen nachlaufen oder dergleichen. In einem solchen Fall würden Platzverweise erteilt.

Verkäufer häufig vor Supermärkten

Während bei den Spendensammlern in der Innenstadt oder an den Haustüren im Moment keine erhöhte Rate von unseriösen Sammlern beim Ordnungsamt bekannt ist, so werden – unabhängig von der Vorweihnachtszeit – die Verkäufer der Obdachlosenzeitung „Fiftyfifty“ inzwischen stärker beobachtet.

„Einige der Verkäufer gehörten wirklich zu „Fiftyfifty“, andere nicht, weiß Kunadt. Zu finden seien die Verkäufer häufig vor Supermärkten, besonders in den verschiedenen Stadtteilen. Sie verkauften nicht nur die Zeitung, sondern nähmen auch schon einmal den einen oder anderen Euro mehr ein. Kunadt: „Das sind auch Spenden im weiteren Sinne.“

An caritative Einrichtungen spenden

Um nicht auf falsche Bettler und unseriöse Spendensammler hereinzufallen, hat Ulrich Faßbender von der Polizei noch einen Tipp: „Es gibt andere Mittel und Wege, mit seinen Spenden wirklich Bedürftige zu erreichen. Zum Beispiel wenn man sie an caritative Einrichtungen richtet und nicht unmittelbar auf der Straße spendet.“

Dies sei eine gute Möglichkeit, damit das Geld auch wirklich bei Notleidenden ankomme.