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Kaum springt die Ampel auf Rot, treten sie in Aktion. Immer häufiger nutzen Bettler die Wartephasen für Autofahrer, um ein paar Euro abzugreifen. Die Masche ist regelmäßig die gleiche: Mit Feuerzeugen in den Händen gehen sie auf der Fahrbahn von Fahrzeug zu Fahrzeug und bieten diese gegen eine Spende an. Auf dem mitgereichten Zettel ist nachzulesen, dass der Empfänger krank sei und die Unterstützung dringend benötige.
Dabei gehen die Bettler äußerst systematisch vor. An der Kreuzung Kruppstraße und Friedrichstraße sind sie teilweise sogar zu viert im Einsatz – um die Fahrer aus allen Fahrtrichtungen zur Geldspende zu bewegen. Bis zu vierzig Autofahrer pro Minuten können auf diese Weise von den ansonsten wortkargen jungen Männern angesprochen werden. Ausweichmöglichkeiten gibt es für die Verkehrsteilnehmer nicht. Auch deshalb haben einige von ihnen ein mulmiges Gefühl: „Ich empfinde es als sehr unangenehm. Ich bin früher schon mehrfach im Auto belästigt worden. Als ich die Personen mit den Feuerzeugen gesehen habe, habe ich sofort mein Fahrzeug von innen verschlossen“, erklärt eine betroffene Autofahrerin. Springt die Ampel auf Grün, müssen sich die Bettler den Weg zurück auf den Bürgersteig bahnen. Dass es bisher nicht zu Unfällen kam, ist bloßer Zufall.
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Doch das Betteln auf einer befahrenen Straße ist nicht nur gefährlich, sondern auch verboten. „Das ist ein Eingriff in den Fließverkehr und deshalb eine Polizeiangelegenheit“, sagt Bereichsleiter Rainer Kunze vom Ordnungsamt. Die Polizei ist wiederum auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen und bittet betroffene Autofahrer umgehend, die 110 zu wählen. „Für die Bettler selbst ist es sehr gefährlich. Und natürlich ist es auch verboten, auf der Fahrbahn herumzuturnen“, erklärt Polizeisprecher Lars Lindemann.
In Hamburg haben die Behörden bereits Erfahrungen mit den System-Bettlern gemacht und zugleich Lösungen gefunden: „Weil dieses Verhalten die Verkehrssicherheit gefährdet, haben wir Platzverweise erteilt. Danach sind sie nie wieder in Erscheinung getreten“, erklärt eine Sprecherin des Bezirksamts Hamburg-Mitte. Auch in Köln haben die Behörden festgestellt, dass die Bettler jeglichen Konflikten aus dem Weg gehen und von einem auf den anderen Tag von der Bildfläche verschwinden.
Hintergründe sind in Hamburg ebenfalls bekannt. „Die Männer stammen hauptsächlich aus Osteuropa – vornehmlich Bulgarien und Rumänien. Es wirkt alles sehr organisiert. Wir gehen davon aus, dass sie hierher gebracht werden und das Geld bei Hintermännern abliefern müssen“, so die Sprecherin.