Mülheim.

Die beiden Sprayer konnten am vorletzten Sonntag zwar unerkannt entkommen (wir berichteten), aber ihre Sprühereien an der Friedrich-Ebert-Straße mussten sie wahrscheinlich abrupt beenden: Spaziergänger hatten die jungen Männer bei der Sachbeschädigung beobachtet und die Polizei verständigt. Ein Verhalten, dass die Polizei zur Nachahmung empfiehlt.

Im Schnitt werden derzeit bei der Polizei täglich zwei Graffiti-Taten aus Mülheim angezeigt, 488 Anzeigen waren es im Jahr 2010. Das ist viel, verglichen mit den (größeren) Nachbarstädten: In Oberhausen wurden im vergangenen Jahr insgesamt 93 Sprühereien zur Anzeige gebracht, in Duisburg waren es 376.

Vier von zehn Graffiti-Taten aufgeklärt

Dass in Mülheim so viele Graffiti-Schmierereien gemeldet werden, begrüßt die Polizei ausdrücklich: „Den Mülheimer Bürgern“, sagt Polizeisprecher Peter Elke, „ist ganz offensichtlich nicht egal, wie ihre Stadt aussieht.“ Und wer die Sprühereien zur Anzeige bringt, hilft letztlich bei der Aufklärung. „Wir sind“, betont Peter Elke, „dankbar für jeden Hinweis.“ Nur dann könne man mögliche Brennpunkte und Häufungen feststellen, was bei einer Täterermittlung hilfreich sei, denn: „Den Festgenommenen kann man oft eine Vielzahl von Straftaten nachweisen.“

Die Polizei Essen/Mülheim verfolgt die Sprayer sowohl in Mülheim als auch in Essen seit 2008 mit jeweils einem Kriminalsachbearbeiter, der extra auf Graffiti-Delikte spezialisiert ist, und auf dessen Schreibtisch die Fälle zusammenlaufen. Auch daher sei die Aufklärungsrate hoch, so die Polizei: Im vergangenen Jahr konnten rund vier von zehn Graffiti-Taten aufgeklärt werden, so Peter Elke. „Das zeigt, wie akribisch diese Taten in Mülheim verfolgt werden.“

Nur bei Anzeige kann die Behörde tätig werden

Schmierereien an öffentlichem oder privatem Eigentum sind kein Dummer-Jungen-Streich, wie Elke betont. Er hat schon erlebt, wie es Leute „bis ins Innerste“ getroffen hat, ihr Eigentum über Nacht verunstaltet zu sehen. Vor allem dann, wenn die Fassade möglicherweise gerade frisch renoviert worden war – und lange darauf gespart worden ist. „Das hat eine lange Nachwirkung, ähnlich wie bei den Opfern von Einbrüchen“, meint Elke. „Graffiti-Taten treffen ja oft Einzelpersonen, die viel Geld dafür aufbringen müssen, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen.“

Die Polizei betont es oft, auch bei anderen Delikten: Nur, wenn die Behörde Kenntnis erhält, kann sie auch tätig werden. Auch die Stadtverwaltung appelliert auf ihrer Homepage an die Bürger, Schmierereien immer anzuzeigen, um der Polizei zu helfen, Tätern das Handwerk zu legen. „Wir haben auf diese Seite einen hohen Zugriff“, sagt Stadtsprecherin Anke Degner, „das wird schon sehr häufig genutzt.“

Polizeistatistik: die Aufklärungsquote steigt

Die Polizei empfiehlt den Eigentümern, deren Häuser beschmiert worden sind, die Schäden nach der Anzeige möglichst schnell wieder zu entfernen, um keine Nachahmer auf den Plan zu rufen. Auch die Stadt handelt danach: Graffiti an öffentlichen Gebäuden werden so rasch wie möglich beseitigt. Es wurden dafür extra Haushaltsmittel zu Verfügung gestellt.

Für Mülheim zeigt die Statistik eine sinkende Tendenz bei den Graffiti-Delikten, die Aufklärungsquote hingegen steigt: Im Jahr 2010 wurden 488 Taten angezeigt, 43 % davon konnten aufgeklärt werden. In 2009 waren 512 Anzeigen wegen Schmierereien registriert worden, 36 % davon ließen sich aufklären. Und vor drei Jahren waren sogar noch 731 Fälle von Graffiti in Mülheim zur Anzeige gebracht worden. Weitere Infos, auch zum Konzept „Sauberes Mülheim“, finden sich unter www.muelheim-ruhr.de, Stichwort „Graffiti“.