Mülheim. .

Sprayer haben neue Opfer gefunden: Nach der Schmierattacke am Bahnhof standen in den vergangenen Tagen die Fassade des Kraftwerks auf der Schleuseninsel im Fokus von Sprühdosen und ebenso das Wehr, das an der Dohne über die Ruhr führt.

Doch gerade an diesem städtisch geführten Ort wird der illegale „Anstrich“ wohl so lange bleiben, bis ihn der Regen beseitigt hat. Denn im Stadthaushalt ist das Geld für die Beseitigung nicht vorgesehen.

Kosten von etwa 2000 Euro

Wenn auch die Schreibschrift in den Schulen angeblich auf dem Rückzug ist, in der Stadt ist sie dagegen auf dem Vormarsch – wieder einmal: Codenamen, Kürzel und Gekritzel verunstalten prominente Stellen in der Ruhrstadt. Besonders betroffen ist die Fassade des Kraftwerks an der Schleuseninsel mit Schriftzügen in jeder Couleur. Auch die „Autonome Antifa“ hat sich offenbar dort unrühmlich ausgetobt und „gegen Staat und Kapital“ gewettert.

Kapital ist allerdings von Nöten, wenn es um die Beseitigung geht: „Die Fassade kann nicht – wie wir es üblicherweise machen – einfach mit dem Hochdruckreiniger gesäubert werden“, erklärt eine Sprecherin des Eigentümers RWW, sondern muss extern vergeben werden. Die Wasserwerke holen derzeit noch Angebote ein, rechnen aber mit Kosten von etwa 2000 Euro.

Der Ort ist bei Sprayern durchaus „beliebt“, denn es gibt hier viele Fluchtmöglichkeiten. Deswegen habe RWW zwar das Aufstellen einer Kamera diskutiert, letztlich aber aus Rücksicht auf die Spaziergänger verworfen. „Definitiv wird aber jeder Fall zur Anzeige gebracht“, so die Sprecherin.

Aufwendig und teuer

So hält man es seit vielen Jahren auch beim SWB. Just hat sich ein „Sprühkünstler“ auf dem Turm des vom SWB sanierten Rathauses verewigt. „Er muss sich illegal Zutritt ins Rathaus verschafft und bis nach oben geschlichen haben“, sagt SWB-Sprecherin Christina Holz. Vorbei an dem Wachpersonal, das die Baustelle rund um die Uhr beaufsichtigt. Anschließend hat er sich in der Höhe der Turmuhr über das Geländer gebeugt, um seine Buchstaben an den Pfosten der Turmbögen zur Schollenstraße anzubringen.

Zum Glück ist der Turm noch nicht saniert worden, erst in den nächsten Tagen wird das Mauerwerk eingezäunt, um mit Granulat und Wasser gereinigt zu werden. Dabei verschwindet, hofft Holz, auch die Schrift. Ansonsten wird die Reinigung aufwendiger und teurer. „Eine gefährliche Aktion“, sagt Holz, „aber Sprayer wollen gesehen werden – möglichst von vielen Menschen.“ Aus diesem Grund beseitige der SWB auch Graffiti innerhalb von drei Tagen: „Wenn die Täter merken, dass ihre Arbeit schnell entfernt wird, lohnt es sich für sie nicht.“

Der Stadt fehlt das Geld

Dieses Zeichen gegen Schmierereien würde man im Tiefbauamt zwar auch gerne setzen: Unbekannte haben am Wehr an der Dohne ein Schild mit der Landschaftskarte der Ruhrauen übersprüht und einen Schriftzug auf den Boden gemalt. Auch im weiteren Umfeld der Brücke toben sich Sprayer schon seit langem sichtbar aus. Der Stadt fehlt allerdings das Geld: „2500 Euro kostet die Beseitigung eines Graffito“, rechnet Ralf Grunert vom Tiefbauamt. Zurzeit gibt es dafür jedoch kein Budget, „weil Mülheim keinen genehmigten Haushalt hat“, so Grunert.

Nur dann, wenn es sich um verbotene Symbole etwa des Nationalsozialismus handle, dürfe er aktiv werden. Die Sprühereien am Wehr seien dagegen zwar „unschön“, räumt Grunert ein, „sie tun aber keinem weh.“