Mülheim. .
Geklaute Blumen, zerstörte Mülleimer, Schäden an Schulen: Mutwillige Beschädigungen kosten die Stadt jährlich ein kleines Vermögen. Richtig ins Geld geht der Vandalismus an Schulen.
Es sind die Stiefmütterchen, die aus Blumenkübeln ausgegraben und in die eigenen Balkonkästen eingepflanzt werden. Es sind demontierte Straßenschilder und demolierte Bänke. Es sind besprühte Fassaden und angezündete Mülleimer.
Vielfältige Diebstähle und Sachbeschädigungen, die sich summieren – und zwar gewaltig. Vandalismus kostet die Stadt Hunderttausende Euro pro Jahr.
Ein aktuelles Beispiel: Auf dem Gerbersteg neben dem Ruhrkristall sind sechs Abfallbehälter aus Metall vorgesehen. WAZ-Leser Jürgen Bohlmann fand dort bei seinem letzten Besuch aber nur noch einen einzigen vor. „Werden die zurzeit generalüberholt? Oder sind auch dort Metalldiebe am Werk?“, fragt er.
400 Euro pro Mülleimer
Die Antwort von Stadtsprecher Volker Wiebels lautet: Weder noch. Denn die Mülleimer werden nicht etwa zu Geld gemacht, sondern landen meist in der Ruhr. „Entweder reißen die Leute sie aus der Verankerung oder sie schrauben sie tatsächlich mit einem Dreikantschlüssel ab“, sagt Wiebels. Warum die Eimer nach solchem Aufwand vom Steg ins Wasser geworfen werden, bleibt ein Rätsel. Meist sind die Behälter dann verloren. Treiben sie aber in Ufernähe, ziehen städtische Mitarbeiter die wasserfeste Anglerhose über und fischen sie wieder aus der Ruhr. Das rechnet sich, denn die Eimer kosten pro Stück 400 Euro. Laut Wiebels müssen sie teils zwei- bis dreimal im Jahr erneuert werden: „Das ist bei der heutigen Haushaltslage nicht durchzuhalten.“ Auf sechs Abfalleimer wird man es deshalb am Gerbersteg nicht mehr bringen: „Wir versuchen, dass am Ende und am Anfang des Stegs je einer angebracht ist.“
Richtig ins Geld geht der Vandalismus an Mülheims Schulen. Zerstörte Toilettenanlagen, Glasbruch, beschädigte Türen kosten die Stadt jährlich 150 000 bis 200 000 Euro. „Bei 22 500 Schülern macht das acht Euro pro Jahr pro Schüler“, rechnet Volker Wiebels vor, um die immense Zahl greifbarer zu machen.
Verkehrsschilder beliebtes Ziel
Beliebtes Angriffsziel sind auch die 40 000 Verkehrsschilder im Stadtgebiet – und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. „Wir mussten letztens noch ein Städtepartnerschaftsschild austauschen, auf das entweder mit Eisenkrampen aus einer Zwille oder sogar mit einer Pistole geschossen wurde.“ Rund 500 Schilder müssen laut Statistik im Jahr ausgewechselt werden. Natürlich sei bei einigen das Alter der Grund, aber in der Mehrzahl seien es mutwillige Beschädigungen.
Vandalismus-Schwerpunkt ist weiterhin die MüGa. Rausgerissene und geklaute Blumen, Glas in Sandkästen, zerstörte Bänke und Lampen, abgerissene Treppengeländer und und und summierten sich dort auf rund 40 000 Euro Sachschaden pro Jahr. Vor zwei Jahren richtete man deshalb eine „Task-Force“ ein, die auch nachts Streife geht. Wiebels: „Seitdem ist es besser geworden. Wir konnten die Summe um mehr als die Hälfte senken.“ Macht aber immer noch rund 20 000 Euro. Ganz zu schweigen von den Kosten für die Entfernung von Graffiti an rund 380 städtischen Gebäuden. Fasst man all dies und vielen andere Ziele von Zerstörungswut zusammen, kommt man, so Wiebels, „auf eine hohe sechsstellige Summe, die nicht nötig wäre, wenn jeder wüsste, wie man sich benimmt“. Besonders mit Blick auf die Haushaltslage dürfe man nicht vergessen: „Dieses Geld fehlt uns an anderer Stelle.“