Mülheim. Bei der Diagnose gab es absolute Übereinstimmung, bei der Therapie verschiedene Ansätze. Ja, der Vandalismus hat in zahlreichen Stadtteilen Mülheims in den vergangenen Jahren stark zugenommen, so der einhellige Befund.

Bei der Diagnose gab es absolute Übereinstimmung, bei der Therapie verschiedene Ansätze. Ja, der Vandalismus hat in zahlreichen Stadtteilen Mülheims in den vergangenen Jahren stark zugenommen, so der einhellige Befund aller 100 Teilnehmer der Podiumsdiskussion „Vandalismus vor unseren Augen – was tun?“ im Medienhaus.

Besonders Frank Lenz, Vorsitzender der veranstaltenden Bürgerstiftung, sieht akuten Handlungsbedarf. „Vandalismus ist die bewusste, illegale Beschädigung fremden Eigentums“, sagt er. Der Schaden sei materiell und ideell groß. „Wir haben die Beschädigungen an privaten und öffentlichen Fahrzeugen, an den Schulen, in den Kindergärten, in den Parks und Grünanlagen, an Parkbänken, Mülleimern und Mauern.“ In Mülheim würden dazu rund 500 Verkehrsschilder pro Jahr mutwillig zerstört. „Auch die Kosten der Beseitigung von Wandschmierereien belaufen sich auf einen sechsstelligen Betrag.“

Für die Bürgerstiftung geht Vandalismus noch weiter: Lärmbelästigung, Saufgelage, Müll und Unrat gehören dazu. Die Stiftung spricht sich für eine „erstarkende soziale Kontrolle“ aus. „Wir wollen niemanden verdrängen, wir wollen nur nicht dulden, das Grenzen überschritten werden.“ Die Stadt Mülheim habe sehr wohl genug Geld, um dem Vandalismus Einhalt zu gebieten. Lenz mit Blick auf die 45 Millionen-Euro teure Sanierung des Rathauses: „Wir geben es nur falsch aus.“

Massive Zerstörung

Vandalismus ist nicht nur ein Problem der Innenstadt. Die Landschaftswächterin Karin Piek und Frank Buchwald, Leiter des Immobilienservice der Stadt, bestätigten die Befunde von Frank Lenz. Piek schilderte mit drastischen Worten die Verwüstungen durch Jugendliche vor allem am Wochenende in großen Teilen der Auen beiderseits der Ruhr – von der Mendener Brücke bis zur Schloßbrücke und darüber hinaus, auch im Müga-Gelände. „Es geht um massive Zerstörung der Natur und massives Stören der dort lebenden Tiere. Die Jugendlichen hinterlassen dort enorm viel Müll. Wenn ich die Jugendlichen anspreche, werde ich beschimpft und bedroht, in Einzelfällen auch mit einem Messer“, so die Landschaftswächterin.

Buchwald berichtete vom Vandalismus an zahlreichen Schulgebäuden: „Das betrifft Fenster, Türen oder Schultoiletten“. Auch hier sei der Schaden enorm, „nicht an allen, aber an vielen Schulen.“ Elke Krallmann, Leiterin des Gymnasiums Heißen, hatte bis Ende 2010 mit zahlreichen Zerstörungen an ihrer Schule durch Jugendliche zu kämpfen. „Die Mehrheit der Schüler weiß schon genau, wie sie sich zu benehmen hat.“ Das Problem betreffe einen kleinen Teil, um den man sich jetzt intensiv kümmern müsse.“

Bürger für Bürger

Illja Trubman, Gymnasiast und Vorsitzender des Stadtjugendrates, sprach davon, dass sich nur ein kleiner Teil der Mülheimer Jugendlichen an den Zerstörungen beteilige. Man könne jetzt nicht pauschal alle Mülheimer Jugendlichen ausgrenzen. Er forderte, Wandflächen freizugeben, auf denen die Jugendlichen ihre Graffiti sprayen könnten.

Bürgermeisterin Renate aus der Beek: „Diese Veranstaltung ist wirklich sehr wichtig. Bürger für Bürger – sie wollen als Bürgerstiftung etwas für diese Stadt bewegen. Ich glaube, dass ist der richtige Ansatz.“ Viele Dinge könnten Rat und Verwaltung allein nicht bewältigen. Mit den Bürgern zusammen sei weit mehr möglich – auch in der Bekämpfung von Vandalismus, gibt sich die Bürgermeisterin zuversichtlich.