Wenn jemand eine Bäckerei betreibt oder eine Dönerbude, kommen gelegentlich Leute vorbei, die nicht hungrig sind, aber genau hinschauen. 657 planmäßige Kontrollen der amtlichen Lebensmittelüberwachung wurden 2010 in Mülheim durchgeführt und dabei 82 Verstöße registriert. Das entspricht 12,5 Prozent.

Hinzu kamen 56 Hygienekontrollen aus besonderem Anlass: Hier hatte sich jemand beim Amt über bestimmte Mängel beschwert, in zehn Fällen (knapp 18 Prozent) offenbar zu Recht.

Diese Zahlen teilt Dr. Heike Schwalenstöcker-Waldner, die Leiterin des städtischen Veterinäramtes und der Lebensmittelüberwachung, auf Anfrage mit. Rechnet man alle Überprüfungen zusammen, die im Vorjahr erfolgten, auch Nachkontrollen aufgrund von Verstößen oder Schwerpunktprüfungen, dann kommt man auf genau 1004. Dies waren etwa ebenso viele wie in den Jahren zuvor, so die Amtsleiterin, der Prozentsatz der Verstöße sei allerdings schon einmal „etwas höher“ gewesen.

Grundsätzlich, das betont Heike Schwalenstöcker-Waldner, sei der hygienische Standard hoch. Dass Betriebe in Mülheim wegen massiver Verstöße geschlossen werden müssen, käme „in zwei bis drei Fällen pro Jahr“ vor, so sei es auch 2010 gewesen.

Durch Eigenkontrollen, die sie entsprechend nachweisen, können Betriebe den städtischen Mitarbeitern viel Arbeit abnehmen, die ohnehin per Gesetz aufgrund einer Risikobeurteilung vorgehen. So werden fleischverarbeitende Firmen oder ein großes Kühlhaus in Mülheim jedes Quartal oder sogar monatlich kontrolliert, wogegen beispielsweise ein Baumarkt, in dem nur einige abgepackte Süßigkeiten verkauft werden, nicht einmal jährlich Testbesuch bekommt. „In die großen Discounter müssen wir so gut wie gar nicht gehen“, erklärt die Amtsleiterin, die haben ihr eigenes Qualitätsmanagement.“

Die Lebensmittelkontrolleure nehmen aber nicht nur Betriebe unter die Lupe, sondern ziehen sehr häufig auch Proben, die allerdings nicht in Mülheim untersucht und beurteilt werden, sondern in Krefeld: beim Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt Rhein-Ruhr-Wupper.

Von den insgesamt 997 Proben, die im Laufe des Jahres 2010 genommen wurden, waren 118 zu beanstanden, das entspricht einer Quote von 11,8 Prozent. In den weitaus meisten Fällen, genau: 84, waren die Lebensmittel nicht richtig gekennzeichnet, in zehn Fällen waren sie mikrobiologisch nicht in Ordnung.

Was sich an den Zahlen für 2010 noch nicht ablesen lässt: wie sehr die „Ehec-Krise“ die Hygienewächter in Atem hielt. Hier war vor allem „die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“ problematisch, sagt Heike Schwalenstöcker-Waldner. Da laufend andere Ursachen für die Infektionen vermutet wurden, Gurken, Salat, Sprossen, mussten etwa Imbissbetriebe vielfach überprüft werden: „Wir hatten bis zu 80 Kontrollen an zwei Tagen und waren zeitweise nur noch mit Ehec beschäftigt.“

Die Mülheimer Lebensmittelüberwachung betreibt übrigens ihrerseits Qualitätsmanagement (seit Juli 2008 mit Zertifikat), hierfür hat man sich mit den Städten Hagen und Leverkusen zusammengetan. Gemeinsam bemühen sie sich um Aufklärung und Vorbeugung, beispielsweise wurden Merkblätter zum Thema Hygiene erstellt, die man den Betreibern von Imbissbuden an die Hand geben kann (die ja häufig wechseln) oder auch Privatleuten, die bei Straßenfesten oder demnächst auf Weihnachtsmärkten Verpflegung anbieten: „Das können Schulen oder Vereine sein, die etwas Gutes tun wollen“, so Heike Schwalenstöcker-Waldner, „während wir die Verbraucher schützen müssen“. Wenn beides geht, umso besser.

Auch in Friseursalons wird kontrolliert


Für die Lebensmittelüberwachung in Mülheim ist das städtische Veterinäramt zuständig, das wiederum zum Ordnungsamt gehört. Überprüft werden jedoch nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Kosmetika (etwa in Friseursalons) und Bedarfsgegenstände, die mit Lebensmitteln oder mit dem menschlichen Körper in Berührung kommen, beispielsweise Kleidung oder Spielzeug. Vier Lebensmittelkontrolleure sind vor Ort im Einsatz, durchweg Köche bzw. Metzger mit Meistertitel und einer entsprechenden Fortbildung.