Essen. . Bislang haben nur die regionalen Behörden vor gesundheitsgefährdenen Stoffen in Lebensmitteln gewarnt. Das soll sich nun mit einem neuen, zentralen Internetportal ändern.

Dioxin in Eiern. Gammelfleisch oder Ehec-Erreger auf Gemüse: Das waren nur einige der großen Lebensmittelskandale in der jüngsten Zeit. Damit Verbraucher künftig schneller über Verunreinigungen und Gesundheitsgefahren im Essen informiert werden, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) nun das Internetportal „www.lebensmittelwarnung.de“ gestartet. Veröffentlicht werden dort unter anderem Warnungen vor schadstoffbelasteten Lebensmitteln sowie Rückrufaktionen der Hersteller.

Die Internetplattform ist damit das erste deutschsprachige Portal, das zentral vor gefährlichen Lebensmitteln in Deutschland warnt. Bislang hatten dies lediglich die zuständigen regionalen Behörden auf freiwilliger Basis getan, oft auch eher zögerlich. Jetzt arbeiten die Behörden aus den Bundesländern mit dem Bundesamt zusammen und geben ihre Daten und Warnungen weiter.

Ein Blick auf das Internetportal zeigt auch, wie groß die Bandbreite von verunreinigten Lebensmitteln ist: Da wird beispielsweise vor einer verschimmelten Edelsalami oder einer Wurstkonserve mit Glasstückchen gewarnt. Daneben stehen zum Teil noch Informationen dazu, was die gefährlichen Stoffe auslösen können. Etwa, dass der Verzehr einer salmonellenhaltigen Samenmischung für Sprossen und Keimlinge zu Magen-Darm-Erkrankungen führen kann.

Auch Informationen zu Produkten, die Verbraucher täuschen könnten

Aufgeführt sind die genaue Produktbezeichnung, der Hersteller, der Grund der Warnung, die jeweils warnenden Bundesländer und das Datum der Warnung. Zudem können sich Verbraucher über Produkte informieren, die „geeignet sind, den Verbraucher zu täuschen“, wie das BVL mitteilte. Ein Beispiel ist eine Salami, deren „Fehlreifung“ zu Hohlstellen in der Wurst führe. Und: Das Portal listet auch gefährliche Lebensmittel auf, die in Deutschland aus dem Ausland vertrieben werden – beispielsweise über das Internet.

Verbraucherschutz-Ministerin Ilse Aigner (CSU) betonte, dass das neue Internetportal für bisher nicht gekannte Transparenz bei der Lebensmittelkontrolle sorge. „Mir ist wichtig, dass die Verbraucher noch schneller und umfassender informiert werden als bisher“, sagte Aigner am Freitag.

Bisher hatte es genau in diesem Punkt Defizite gegeben. So erklärte die Bremer Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) bei der Vorstellung des neuen Portals: „Die Veröffentlichung von gesundheitlich bedenklichen Lebensmitteln erfolgt jetzt nicht mehr nur über einzelne, regionale Medien.“

Die Transparenz hat allerdings Grenzen. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert das Portal als „Augenwischerei“. Nicht einmal alle im europäischen Schnellwarnsystem als gesundheitsgefährdend eingestuften Produkte würden hier eingestellt. Es fehle außerdem eine Pflicht für die Bundesländer, ihre Informationen aus der Lebensmittelkontrolle tagesaktuell zu veröffentlichen. Das Ministerium weist die Vorwürfe zurück: „Wenn ein Lebensmittel die Gesundheit gefährden kann, darf es nicht verkauft werden.“