Mülheim. .

Jüngst beklagte Chef-Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitz­meier, dass viele Mülheimer die Situation ihrer Innenstadt schlechter redeten, als es sei: „Viele waren lange nicht dort, haben aber ihr festes Urteil.“ Stimmt das? Die WAZ fragte nach – und zwar an jenem Ort, der nach dem festen Urteil der Öffentlichkeit der beliebteste Bummelplatz der Stadt ist: im Rhein-Ruhr-Zentrum.

Schattenseite und Lichtgestalt – auf diese Gegensätze lässt sich die öffentliche Wahrnehmung der Shopping-Meilen Mülheims überspitzt bringen. In der Innenstadt scheint es zappenduster, während das RRZ erstrahlt. Die Mall bedeutet Mülheim also viel, doch scheinbar beruht das nicht auf Gegenseitigkeit.

Unterdurchschnittliche Bedeutung

„Mülheim hat für uns eher unterdurchschnittliche Bedeutung“, sagt Centermanager Sascha Schönherr und meint damit den großen Einzugsbereich des Centers von Duisburg bis Hattingen. „Nur 22 Prozent der Besucher kommen aus Mülheim“, nennt er Zahlen. Er betont dies alles so ausdrücklich, um zu sagen: „Es ist nicht so, dass wir die komplette Stadt leerziehen.“ Diesen Vorwurf hat ihm niemand gemacht; dennoch, findet er, müsse man das vielleicht einmal betonen.

Dennoch: Fragt man Ulrike Bogen, wann sie zum letzten Mal in ihrer City war, hat sie keine konkrete Antwort. Sie formuliert es lieber vage: „Das ist schon etwas her.“ Auch ihre Tochter Sonja schüttelt den Kopf: „Was soll man denn da? Da ist doch nichts.“ Beide sehen auch keinen Grund, noch mal nachzusehen, ob das immer noch stimmt.

Kein Flair

Auch Margret Triesch würde nie zum Bummeln in die City gehen. Wenn sie Schaufenster gucken möchte, besucht sie das RRZ. In die Innenstadt fährt sie aber dennoch – zum Doktor. „Ich fahre gezielt dort hin, wenn ich zum Arzt oder zur Hauptstelle der Sparkasse muss“, berichtet sie. So wie ihr geht es vielen. Ein Herr, der seinen Namen nicht nennen möchte, sagt, die Innenstadt habe „kein Flair“, sei aber eben Standort seines Hausarztes. Ihm schließen sich drei weitere Mülheimer und eine Essenerin an – auch sie wollen lieben anonym bleiben.

Fabian und Kimberly Gallidabino sehen das hingegen ganz anders. Ihre letzten Besuche in der Innenstadt sind auch gar nicht so lang her. „Vor eine Woche“, sagt der 15-Jährige ist er hingefahren, weil er Passfotos brauchte. Seine zwölfjährige Schwester war gar erst vorgestern dort und am Nachmittag will sie wieder hin und „einfach mal gucken. Ich finde die Stadt gar nicht so schlecht. Die ist schon besser geworden.“

"Schloßstraße kannste dir klemmen"

In Teilen stimmt Ulrike Langenscheidt dem zu. Sie wohnt in Essen, „Stadtgrenze Mülheim“, und war vor einer Woche im Forum. „Das hat sich echt gemacht“, findet sie und dass man dort bummeln könne. „Da merkt man, dass sich etwas tut.“ Aber: „Die Schloßstraße kannste dir klemmen.“ Wenigstens, wenn es ums Shoppen geht. „Da kannste nur Eis essen und Cappuccino trinken.“ Wenigstens etwas.

Gemeinsamer Innenstadtrundgang

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