Mülheim. . Der demographische Wandel zeigt sich auch im Bestattungsverhalten. Familien werden kleiner, die Zahl der Singles nimmt zu. Wirtschaftliche gesehen muss die Stadt Mülheim darauf reagieren - und bietet nun vier neue pflegefreie Bestattungsformen an.
Das klassische Reihengrab ist vom Aussterben bedroht. Im Trend liegen Urnenfelder und kleinere Grabanlagen, die nach dem Kauf keiner Pflege mehr bedürfen. Schließlich befindet sich das Bestattungsverhalten im Wandel – weniger Menschen haben Zeit, die Gräber ihrer Angehörigen zu pflegen.
Familien werden kleiner, die Zahl der Singles nimmt zu. Die Stadt will und muss wirtschaftlich gesehen auf solche Entwicklungen reagieren – und bietet vier neue pflegefreie Bestattungsformen auf Mülheimer Friedhöfen an.
"Trend geht zu Urnenbestattungen"
In einem Rundgang über den Hauptfriedhof informierten sich gestern SPD-Fraktionsmitglieder über die neuen Ruhe-Plätze. „Der Trend geht klar zu Urnenbestattungen“, erklärt Hauptfriedhofsmeister Wolfgang Rosenberger, der die Politiker gemeinsam mit Sylvia Waage, Leiterin des städtischen Grünflächenmanagements und Gerhard Engels, zweiter Abteilungsleiter Friedhöfe, über den Hauptfriedhof führte.
Neben der Zahl der Sterbefälle gehe auch die Zahl der Erdbestattungen stetig zurück, die Wahl falle oft auf kleinere Gräber. Die Folge: Immer mehr Flächen bleiben frei. „Den Hauptfriedhof haben wir bereits von ursprünglich 45 Hektar auf jetzt 43,5 Hektar Fläche reduziert“, sagt Gerhard Engels. Schließlich muss soviel Fläche auch gepflegt werden. Im Fokus stehe daher, die Überhänge durch eine Überplanung mit pflegefreien Grabarten zu reduzieren.
Urnengemeinschaftsgräber
Hier handelt es sich um Grabfelder, mit jeweils 16 Urnenplätzen. Die Felder sind in der Mitte mit einer Stele versehen, auf denen die Namen der Verstorbenen eingraviert sind. „Die Kosten werden über eine Treuhandstelle abgerechnet und enthalten die Nutzungsgebühr und die Dauergrabpflege durch einen Friedhofsgärtner“, erklärt Wolfgang Rosenberger. Diese Gemeinschaftsgräber wurden auf dem Haupt- und dem Styrumer Friedhof angelegt. Kosten: 1157 Euro (ohne Pflegekosten).
Grabanlage für Särge/Urnen
Auf einem Feld des Hauptfriedhofs soll ab kommenden Jahr ein Grabfeld für ca. 450 Verstorbene angelegt werden. „Hierbei handelt es sich um eine Mischform aus Erd- und Urnenbeisetzungen“, erklärt Rosenberger. Auf diesem Feld sollen auch Partnergräber entstehen, die ebenfalls pflegefrei sind. „Einmal bezahlen und nie wieder pflegen“, so das Motto. Kosten: Ab 1174 Euro.
Baumbestattungen
Zurück zur Natur lautet das Motto bei den Baumbestattungen. „Selbst die Urnen sind aus biologischem Material, das sich zersetzt“, sagt Rosenberger. Auch Familien können sich ein Plätzchen unter einer alten Eiche sichern und einen eigenen Familienbaum erwerben. „Noch in diesem Herbst soll das Konzept auf dem Hauptfriedhof umgesetzt werden“, sagt Waage. Zudem sollen „poetische Trauergärten“ entstehen: An jeder neuen Grabfläche werden Bänke aufgestellt, die mit Gedichten versehen sind. Kosten inklusive Pflege: 2114 Euro.
Urnenhaine
Auf dem alten Teil des Hauptfriedhofs, der 1915 angelegt wurde, hat die Stadt den Großen Urnenhain wiederbelebt, in dessen Ruhrsandstein-Nischen ebenfalls pflegefreie Urnengräber entstehen. Auf dem Buchen-Urnen-Hain haben auf einer Rasenfläche 160 Grabstellen unter stattlichen Trauerbuchen Platz – Namenstafeln sollen an die Verstorbenen erinnern. Auf einem Ruheplatz wird zudem Raum zum Verweilen entstehen. Kosten inklusive der Pflege: 2087 Euro.