Mülheim. .
Unbekannte schändeten auf dem Mülheimer Hauptfriedhof 45 Gräber. Der Schaden ist enorm – nicht nur der materielle Die Täter gingen offenbar ebenso rücksichtslos wie wahllos vor. Die Verwaltung ist entsetzt.
Im Friedhofsamt sind alle entsetzt über derart asoziales Verhalten, das Unbekannte auf dem Hauptfriedhof an den Tag gelegt haben. Sie ließen ihrer Zerstörungswut freien Lauf. 45 Gräber wurden geschändet.
Enormer Schaden ist angerichtet worden. Offenbar wahllos zertraten die Täter auf ihrem Zug über den Friedhof Grableuchten, trampelten über Beete, schmissen Blumen umher, zerstörten Gewächse. Mehrere Tongefäße zerschellten an Grabsteinen. Das Bündel an Schadensprotokollen, das bei Sylvia Waage, der Leiterin des Amtes für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen landete, war von beträchtlichem Umfang.
Genau kann bislang niemand den Tatzeitpunkt bestimmen. Das Amt geht davon aus, dass die Schändungen sich in der Nacht auf Sonntag vergangener Woche ereignet haben. Gärtnermeister Wolfgang Rosenberg vermutet, dass sich die Täter vom Philosophenweg kommend über den Zaun Zutritt auf das Gelände verschafft haben und bei ihrem Zug zur Zeppelinstraße ein Feld der Verwüstung hinterlassen haben. „Mal rechts, mal links: Sie haben willkürlich gegen die Leuchten getreten“, glaubt er.
Nicht nur materieller Schaden
Eine Betroffene ist Rita Schlegel (73). Sie betreut auf dem Friedhof die Familiengruft, in der ihre Eltern, ihr Mann und ihr Bruder beerdigt sind. „Am Freitag habe ich noch Tigerlilien hingebracht, die lagen dann auf einem anderen Grab zwischen Sträuchern.“ Die Grableuchte sei aus der Fassung getreten worden. „Was sind das für Menschen, die so etwas tun?“, fragt sich die Seniorin – und gibt die Antwort selbst: „Die können nicht normal sein.“ Die Täter sind sich wohl nicht bewusst, dass sie nicht nur materiellen Schaden anrichten, sondern auch die Gefühle der grabpflegenden Angehörigen in hohem Maße verletzen.
Das Friedhofsamt hat umgehend Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Große Hoffnungen, dass der oder die Täter dingfest gemacht werden können, hat man indes nicht. „In der Vergangenheit war es immer so, dass die Täter nicht ermittelt werden konnten“, so Friedhofsmeister Rosenberger. „Das ist schon ein großes Problem.“
Zwar ist der Hauptfriedhof der einzige Friedhof der Stadt, dessen Zuwege über Nacht verschlossen werden, doch schützt das nicht vor Zerstörung. Wer einigermaßen sportlich sei, habe keine Probleme, über Maschendrahtzäune oder Tore zu klettern, so Rosenberger. Das große Areal kann auch nicht ständig überwacht werden. Zwar wohnen drei Mitarbeiter in Werkswohnungen am Haupteingang, aber natürlich können auch sie nicht alles mitbekommen.
Der bislang größte Fall
Die Schändung auf dem Hauptfriedhof ist laut Amtsleiterin Waage der bislang größte Fall von Zerstörungswut, den die Stadt in diesem Jahr auf Friedhöfen zu beklagen hatte. Immer wieder komme es zu Diebstahl; die Dunkelziffer dabei ist hoch, weil nicht alle Geschädigten dies beim Amt anzeigen. Die letzten größeren Schadenfälle datieren aus dem Vorjahr. So wurden seinerzeit auf dem Heißener Friedhof gleichzeitig sieben Diebstähle (Grablampen und Blumen) gemeldet. Anfang 2009 waren auf dem Hauptfriedhof elf Gräber beschädigt worden. Täter kamen jeweils ungeschoren davon. Waage hofft darauf, dass aufmerksame Bürger sie mal auf frischer Tat ertappen und die Polizei alarmieren.
Eine Bekannte von Rita Schlegel hat dereinst tatsächlich eine Frau beobachtet, als diese vom Grab Blumen stahl. Sie verfolgte die Diebin bis zu dem Haus, in das sie eintrat und die Blumen überreichte. Später schellte die Angehörige an und fragte nach: „Wissen Sie, dass Sie soeben Blumen bekommen haben, die auf dem Grab meines Mannes gestanden haben . . . ?“