Mülheim. . Beerdigungen in Mülheim werden wohl teurer: Ein Vorschlag der Verwaltung sieht unter anderem bei den gängigen Reihengrabstätten eine Kostenerhöhung von rund 50% vor. Damit fällt eine Vergünstigung aus wirtschaftlich besseren Zeiten.
Höhere Gebühren, Steuern und Abgaben haben schon in vielen Bereichen das Einkommen der Bürger geschmälert. Jetzt soll auch eine Beerdigung in Mülheimer Erde teilweise deutlich teurer werden. Der Vorschlag der Verwaltung, der am 25. Mai im Umweltausschuss erstmals diskutiert werden soll, sieht vor allem bei den gängigen Reihengrabstätten eine Erhöhung von rund 50% vor.
Dem Amt für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen bleibt gar nichts anderes übrig: Schließlich hat der Stadtrat im Oktober Mehreinnahmen von 300 000 Euro pro Jahr von den städtischen Friedhöfen als Maßnahme für das Haushaltssicherungskonzept (HSK) beschlossen. „Mit den jetzt kalkulierten Maßnahmen“, so Umweltdezernentin Helga Sander, „werden wir wieder kostendeckend.“ Dazu gehören auch neue Angebote der Bestattung.
Grabgröße und Fallzahl
Die letzte Friedhofsgebühren-Anpassung ist über fünf Jahre her. Und in wirtschaftlich besseren Zeiten wurde beschlossen, die kalkulierten Gebühren von Reihengrabstätten zu bezuschussen. Eine Vergünstigung, die „wir uns heute so nicht mehr leisten können“, macht Sander deutlich. Zwei Beispiele: Für den Erwerb einer normale Reihengrabstätte (Sarg) werden aktuell (mit Bezuschussung) 850 € Gebühren fällig.
Die 2005 kalkulierten Kosten lagen schon bei 1367 €. Und die neue, dem Rat im Juni zur Abstimmung vorgelegte Satzung, sieht künftig 1285 € vor. Ähnlich sieht es bei Urnenreihengrabstätten aus: 750 € sind aktuell zu zahlen, 1219 € waren 2005 kalkuliert, dem neuen Konzept nach soll die Gebühr zur Kostendeckung auf 1157 € steigen. Bei den teureren (unbezuschussten) Wahlgrabstätten bleiben die Gebühren aber stabil oder werden geringfügig sinken (ca. – 5,5%). Künftig soll die Kostenverteilung nicht nur nach der Grabgröße, sondern auch nach der Fallzahl erfolgen.
Orte der Trauer
Friedhöfe sind Orte der Trauer, der Einkehr, des Respektes vor den Verstorbenen – aber sie müssen auch mit der Zeit gehen und sich den wandelnden Ansprüchen anpassen. Der Wettbewerb mit anderen Städten und kirchlichen Orten der Beisetzung ist auch ein Thema. Der Trend zur Urnenbeisetzung steigt: Seit 1997 ist die Zahl der Erdbestattungen um 56% gesunken, dafür haben die Urnenbeisetzungen um 54,4% zugenommen. Das bedeutet einen gesunkenen Bedarf an freien Flächen auf Friedhöfen, die dennoch in Schuss gehalten werden müssen. Sie sind ja auch öffentliche Grünanlagen.
Die alte Prognose-Zahl von jährlich 2400 Sterbefällen in Mülheim dürfte künftig nach unten korrigiert werden, schätzt das Grünflächen- und Friedhofsamt. Die Beisetzungszahlen sinken, auch weil der Ort der letzten Ruhe frei gewählt werden kann. Die Angehörigen von etwa 500 verstorbenen Mülheimern entscheiden sich jährlich nicht für einen städtischen Friedhof.
Pflegeleichte Gräber werden gewünscht
Amtsleiterin Sylvia Waage weiß, dass viele sich später pflegeleichte Gräber wünschen, weil Familien kleiner werden und viele Angehörige nicht mehr in Mülheim leben. Urnenwände und -stelen werden bereits angeboten. Um die vorhandenen Friedhofsflächen besser nutzen zu können, soll es künftig individuelle und nicht anonyme Sondergrabstätten geben, bei denen die Pflege zum Teil beim Erwerb schon mit abgegolten ist.
Eine Beerdigung auf einem gestalteten Sondergrabfeld in der Urne könnte künftig etwa für 1174 € oder im Sarg für 1315 € möglich werden. Ein natürlicher Buchen-Urnenhain (2087 €) auf dem Hauptfriedhof mit einem Gemeinschaftsgrabmal, das die Namen der hier Bestatteten trägt, wird ebenso erwogen wie die Friedwaldidee auf einem Baumbestattungsfeld (2114 €). Selbst der Erwerb eines eigenen Familienbaums mit bis zu sechs Urnenstellen soll so dort möglich werden.