Mülheim.

12. Jahrhundert – und ausgerechnet jetzt, wo die Kassen überall kaum noch was hergeben, macht das schöne alte Haus zunehmend Sorgen. Seit Monaten sitzen Fachleute an dem Mauerwerk von Schloß Broich, schauen, klopfen und stecken ihre Arme tief in ausgespülte Löcher. Der Regen hat das Gemäuer ausgehöhlt und gelockert. Soviel weiß man: Die Sanierung der großen zehn Meter doppelwandigen Ringmauer und die Fassade wird Millionen kosten – und Jahre dauern.

Erste Zahlen gibt es Ende des Jahres

Ende des Jahres sollen unterm Strich genaue Zahlen stehen, bis dahin wird weiter diagnostiziert an der ältesten aus spätkarolingischer Zeit stammenden Burganlage nördlich der Alpen. Mitte August geht’s weiter. Dann werden wieder Gerüste an der Ringmauer des Schlosses aufgebaut. Jung-Wissenschaftler, Studenten des Kunsthistorischen Institutes der Kölner Universität, Abteilung Architekturgeschichte, werden sie besteigen und sich mit dem maroden Mauerwerk befassen. „Solche wissenschaftlich begleiteten, bestandsanalytischen Untersuchungen sind bei einem Denkmal dieser Größenordnung unverzichtbar“, erklärt Dr. Ägidius Strack, der als Fachberater der Mülheim Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST) zur Seite steht. Die MST ist Hausherrin und verantwortlich. Wie schon beim Schloß Styrum und bei der Stadthalle verschlingen gerade die schönen alten Bauten Millionen aus der MST-Kasse. Erst vor wenigen Jahren wurden rund 1,2 Millionen Euro in die Erneuerung der Schlossräume und in den Brandschutz investiert – auch um Räumlichkeiten vermarkten zu können. Lange Zeit war dort nichts getan worden.

Mitte November sollen Dokumentationen und Schadenserfassungen der Studenten vorliegen. „Von der Kooperation mit der Universität versprechen wir uns wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse bei dennoch überschaubaren Kosten für die MST “, erklärt Prokuristin Heike Blaeser-Metzger. Auch die Messbilder des LVR-Amtes für Denkmalpflege seien ein gutes Beispiel für die Unterstützung der überörtlichen Behörden bei dieser Mammut-Aufgabe. Das alles hilft Kosten zu sparen.

Denn wie das alles finanziert werden kann, ist noch offen. Allein der Torbogen, der aus Sicherheitsgründen umgehend saniert werden musste, kostete 100 000 Euro. Ohne Fördertöpfe geht es nicht, und dabei blickt die MST Richtung Land, Bund und Richtung Denkmalpflege. Bei einem Gespräch im Bauministerium unter Beteiligung der Bezirksregierung wurde Ende Juli vereinbart, Fördermittel zur Sanierung der Schlossmauer und der Fassade im Rahmen des Integrierten Innenstadtkonzeptes zu beantragen, berichtet Heike Blaeser-Metzger. Sie nennt dies den aussichtsreichsten Weg, da auch eine Denkmalstiftung landesweit nur über sehr begrenzte Mittel verfügt – und es bröckelt an vielen Stellen.

Veranstaltungen im Schloss können weiter durchgeführt werden. Der Innenbereich ist weitgehend intakt und auch das Hochschloss zählt nicht zu den Sorgenkindern. Einsturzgefährdet sind Ringmauer und Außenfassade. Warnschilder, Absperrgitter und ein Holzkorsett sichern auf Dauer das Umfeld. Entlang der Duisburger Straße werden weitere Sicherungen in Kürze erfolgen.