Mülheim. .

Die steinernen Figuren an der Fassade des Hauptbahnhofs haben bereits 100 Jahre hinter sich. Das sieht man ihnen an – Arme sind abgebröckelt, Gesichter zerlöchert. Seit 1910, der Entstehungszeit des Bahnhofs, sind sie ungeschützt der Witterung ausgesetzt. „Die Figuren sind leider im Rahmen der Renovierungsarbeiten nicht restauriert worden“, beklagt WAZ-Leserin Karin Piek. „Das hätte längst geschehen müssen.“ Doch Stadt und Bahn sind sich selbst nicht einig über ihre Zuständigkeiten.

Wer die acht Tuffsteinfiguren damals entworfen hat, lässt sich nicht mehr sagen. „Darüber gibt es keine Aufzeichnungen“, weiß Erich Bocklenberg, Leiter der Unteren Denkmalbehörde. „Aber die Figuren stehen nicht unter Denkmalschutz.“ Dennoch prüfte das Amt im Jahr 2004, ob die Figuren noch zu retten sind. „Gemeinsam mit dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege haben wir sie begutachten lassen.“ Das Ergebnis der Experten war eindeutig. „Die Figuren sind derart verwittert, dass sie nicht restauriert werden können.“ Zudem gebe es keinerlei Vorlagen, die die steinernen Kinder im Originalzustand zeigen – Repliken zu fertigen sei nicht möglich, so ließe sich nur der Status Quo erhalten. Für die Restaurierung und die Instandhaltung der Figuren sei ohnehin nicht die Stadt, sondern die Deutsche Bahn als Gebäudeeigentümerin zuständig.

Die spielt den Ball jedoch zurück: „Alles, was mit zur Fassade gehört, ist saniert worden“, erklärt ein Bahnsprecher. „Die Steinfiguren gehören nicht in unsere Zuständigkeit.“ Das sieht die Stadt anders. „Die Figuren sind fester Bestandteil der Fassade und gehören damit der Bahn“, sagt Stadtplaner Thorsten Kamp. „Während der Gespräche über die Neugestaltung des Bahnhofs haben wir als Stadt die Bahn gebeten, den Zustand der Figuren zu erhalten und nicht zu zerstören.“ So kam es, dass die Deutsche Bahn die Figuren im Zuge der Fassadenarbeiten lediglich reinigte, der zerfallene Zustand aber blieb. Und wird wohl auch in Zukunft das Erste sein, was Besucher von Mülheim sehen.

„Schade“, findet das Karin Piek. Sie meint: „Die Bundesbahn hätte in der Vergangenheit, zusammen mit der Stadt und Sponsoren, für den Erhalt sorgen müssen.“