Mülheim. Nach aktuellen Messungen überschreiten die Belastungen durch bestimmte Schadstoffe in Mülheims Hafen die Grenzwerte. Auch Lärm ist Gegenstand von Anwohnerbeschwerden. Die Bezirksregierung räumt Versäumnisse bei der Überwachung des Schrottplatzes ein.

Die Bezirksregierung räumt vor der Sitzung des Umweltausschusses heute Versäumnisse bei der Überwachung des Schrottplatzes der Paul Jost GmbH an der Weseler Straße ein. Dass ihr über Jahre nicht die dortige neue Schrottschere aufgefallen sei, liege wohl darin begründet, dass häufig die Sachbearbeiter gewechselt hätten, mit der Verwaltungsstrukturreform das Personal ausgedünnt worden sei und mehr das dortige Fallwerk im Visier gewesen sei, so Dezernent Jan Horstmeier. Er steht am Montag der Politik Rede und Antwort.

Nickel. Wie berichtet, liegt nun eine Zehn-Jahres-Tabelle für Lufteinträge rund um den Hafen vor. Die bundesweit geltenden Nickel-Grenzwerte sind dabei an der Messstelle, die direkt am Betriebsgelände der Paul Jost GmbH steht, seit zehn Jahren überhöht – mit einem Spitzen-Jahresmittel von 947 Mikrogramm/m3 im Jahr 2009; der Grenzwert war damit 63-fach überschritten. Horstmeier legt Wert darauf, dass die Richtwerte keine „scharfen Grenzwerte“ seien, die zwingend einzuhalten seien. Vielmehr begründe ein überschrittener Wert nur den Verdacht eines umweltschädlichen Eintrages des im Boden toxisch wirkenden Schwermetalls. Bislang sei eine solche Auswirkung in Speldorf aber nicht nachgewiesen.

Andere Schwermetalle. Die Messstelle am Jost-Gelände hat darüber hinaus in einzelnen Jahren auch Grenzwertüberschreitungen bei anderen Schwermetallen festgehalten. Bei Blei zuletzt im Jahr 2008 (120 statt 100 Mikrogramm/m3), bei Arsen zuletzt im Jahr 2006 (6,1 statt 4 Mikrogramm/m3). Die letzte Grenzwert-Überschreitung bei Blei im Staubniederschlag datiert dagegen aus dem Jahr 2001 (3,5 statt 2 Mikrogramm/m3.

Lärm. „Wir messen immer die gesamte Lärmkulisse“, macht Horstmeier klar, dass Lärm, der von der neuen Schrottschere ausgeht, nicht separat erfasst werden könne. Bislang gebe es keine Anzeichen für eine erhöhte Lärmbelastung, gegen die der Betreiber etwas zu unternehmen habe. Gleichwohl werde es neue Messungen bei einem der beschwerdeführenden Bürger geben. Bei ihm soll ein Messgerät platziert werden, mit dem eine messtechnische Erfassung noch fünf Minuten nach einem lärmenden Moment erfasst werden kann. Ein Knopfdruck genüge.

Feinstaub. Eine neue Messanlage auf dem Grund eines Händlers an der Hofackerstraße ist seit kurzem in Betrieb. Mit ihrer Hilfe soll geklärt werden, welche Feinstaub- und Nickelbelastung im Wohngebiet ankommt. Das Lanuv prüft weitere Messstandorte im nördlichen Hafengebiet.

Erschütterung. Die Erschütterung am Fallwerk ist immer wieder Gegenstand der Kritik. Horstmeier dazu: „Seit Jahrzehnten ist es immer das Gleiche: Die zulässigen Werte werden eingehalten.“

Boden. Bei zurückliegenden Bodenuntersuchungen, so Horstmeier, habe es sehr wohl punktuell Überschreitungen der Prüfwerte aus der Bundesbodenschutzverordnung gegeben. Allerdings habe es keine Probleme mit Nickel gegeben, sondern mit Cadmium und Chrom. Die Bezirksregierung erklärt sich dies mit Altlasten, die einst bei der Aufschüttung des Geländes miteingeführt wurden. Ein Bezug der Belastungen zu den Schrottbetrieben am Hafen sei nicht herzustellen, weil es eben kein Problem mit Nickel gebe. Derweil wird die Schwermetall-Ablagerung im Boden erneut ermittelt – ebenfalls auf dem Areal des Opel-Händlers.

Grundwasser. Auch gingen von den Schrottbetrieben keine Gefahren fürs Grundwasser aus, so der Dezernent. Im Gegenteil: Es fänden sich im Grundwasser-Anstrom gar höhere Schwermetall-Werte als beim Abstrom. „Wir können sicher sein“, so Horstmeier, dass es bei der Firma Jost keine relevanten Schwermetall-Einträge ins Grundwasser gebe, zumal das Betriebsgelände schon in großen Teilen versiegelt sei. Nach Möglichkeit sollten jedoch in Abstimmung mit der Unteren Bodenschutzbehörde der Stadt noch mal Untersuchungen an den Stellen im Bereich der Hofackerstraße vorgenommen werden, wo schon in den 90er Jahren gemessen worden sei. „Es wäre interessant zu sehen, wie sich die Belastungen verändert haben“, so Horstmeier.

Pflanzen. Vermutlich an zwei Standorten will die Bezirksregierung die Auswirkungen der Schwermetall-Emissionen auf Pflanzen untersuchen. Dies soll in Gärten an der Hofackerstraße geschehen.