Die dramatisch überhöhte Nickel-Belastung rund um die Schrottverwertungsanlagen am Hafen steht nun auf der Prioritätenliste der Umweltüberwachung der Bezirksregierung Düsseldorf ganz oben.
Derweil versucht die Stadt, die Schärfe aus der Diskussion zu nehmen. Nach einer aktuellen Stellungnahme des Dezernenten für Abfallwirtschaft bei der Bezirksregierung, Jan Horstmeier, wird ihr dieses aber wohl kaum gelingen.
Es bestehe „dringender Handlungsbedarf“, sagte Horstmeier im Gespräch mit dieser Zeitung. Nirgends in Nordrhein-Westfalen werde am Ende des Jahres wohl eine höhere Nickel-Belastung als am Rhein-Ruhr-Hafen gemessen sein. Wie berichtet, ist im Vorjahr ein durchschnittlicher Nickel-Eintrag in die Luft von 900 Mikrogramm/m3 und Tag festgestellt worden. Laut Richtwert in der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) gelten 15 Mikrogramm/m3 als vorsorgender Grenzwert. Der ist an der Mülheimer Messstelle, die sich nur zehn Meter nördlich vom Betriebsgelände des Fallwerkes und der Paul Jost GmbH befindet, um das 60-fache überschritten.
Das Problem stehe im Düsseldorfer Dezernat „ganz oben auf der Prioritätenliste“, so Horstmeier. Man habe sich mit der Stadt bereits auf „ergänzende Ermittlungsmaßnahmen“ verständigt.
Um Belastungsdaten nicht weiter erst mit eineinhalbjähriger Verzögerung vorliegen zu haben, hat die Bezirksregierung das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) aufgefordert, künftig nicht mehr nur Jahresmittelwerte der drei Messstationen am Hafen zu übermitteln, sondern im Monatsrhythmus Daten zu liefern. Erforderlich seien darüber hinaus weitere Messstationen. Horstmeier ist allerdings skeptisch, ob die Personalressourcen der zuständigen Behörden nach deren Restrukturierung durch die alte Landesregierung überhaupt ausreichen, um mehr tun zu können. „Es ist einfach niemand mehr da, der die Daten aufnehmen kann.“
Man gehe „aus Erfahrung“ zwar davon aus, dass Nickel als „relativ grober Staub“ kaum im lungengängigen, gesundheitsgefährdenden Feinstaub zu finden sei, dennoch müsse man „eine Absicherung für die Anwohner schaffen“. Schließlich gebe es nach Versuchen an Tieren zumindest schon einen wissenschaftlichen Verdacht, das „Nickel als Feinstaub-Komponente auch Krebs erzeugt“.
Blei-, Cadmium- und Arsenwerte erfassen
Die Bezirksregierung fordert auch weitergehende Messungen der Schadstoffbelastung im Boden, eventuell sollen auch Pflanzen im Umfeld untersucht werden. „Wir dürfen uns da nicht auf Erfahrungswerte verlassen“, so Horstmeier. „Nickel wirkt toxisch auf bestimmte Bodenorganismen.“ Langfristig sei dies nicht hinzunehmen. Und: Niemand wisse derzeit, welchen Schaden der Boden im Umfeld des Hafens schon genommen habe. Im Blick haben müsse man nicht nur die Nickel-Werte, systematischer zu erfassen seien am Ort zudem die „kritischen“ Werte für Blei, Cadmium und Arsen, allesamt toxisch.
Man habe bereits mit der Stadt vereinbart, sofort weitere Ermittlungen im Umfeld der insgesamt neun schrottverarbeitenden Betriebe am Hafen zu unternehmen. Mit den Betreibern von Fallwerk und mit Jost sei man seit Längerem im Gespräch, um nach Möglichkeiten zur Minderung der Lufteinträge zu suchen.
Zum benachbarten Spielplatz an der Hofackerstraße äußerte sich Horstmeier auch. Sein Fachdezernat habe „damals fassungslos zur Kenntnis genommen“, dass die Stadt an dieser Stelle einen Spielplatz gebaut habe. Belasteter Boden könne aufgewirbelt werden, spielende Kinder würden ja durchaus mal Dreck schlucken – „problematisch“, so Horstmeier. Es sei möglich, dass die Stadt die Nutzung des Spielplatzes demnächst untersagen müsse.
Die Stadt sieht dieses Problem nicht. Die Fachverwaltung verweist laut Stadtsprecher Volker Wiebels auf Untersuchungen von drei oberflächennahen Bodenmischproben im November 2008, bei denen nur „unauffällige Schwermetallgehalte“ im Bereich der in Deutschland geltenden Vorsorgewerte festgestellt worden seien. Ein Einfluss des Schrottplatz-Betriebes sei nicht zu erkennen.