Mülheim. .
Die Schadstoffbelastung am Fallwerk in Mülheim ist zu hoch. Der Betrieb reagierte mit intensiveren Reinigungsarbeiten und häufigerem Einsatz von Beregnungsanlagen. Um die Werte dauerhaft zu senken, wären Investitionen in Millionenhöhe notwendig.
Neue Messwerte am Fallwerk an der Weseler Straße lassen zumindest hoffen, dass die dortige Schadstoffbelastung insbesondere durch das toxisch wirkende Nickel vielleicht doch auf vertretbares Maß zurückgeführt werden kann. Entwarnung kann die Bezirksregierung Düsseldorf allerdings nicht geben. Die Grenzwerte sind weiter überschritten – und mit Spannung wird die Auswertung für November 2010 erwartet . . .
Werte weit über Durchschnitt
Wie berichtet, war an einer Messstelle, die nur zehn Meter nördlich des Betriebsgeländes vom Fallwerk und der Schrottverwertung der Paul Jost GmbH steht, im Jahr 2009 ein durchschnittlicher Lufteintrag von 900 Mikrogramm Nickel pro Kubikmeter registriert worden, gesetzlich zulässig sind lediglich 15 Mikrogramm/m3 für das Metall, das toxische Wirkung entfacht, wenn es sich im Boden anreichert. Für Januar bis Mai 2010 stellte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) einen Wert von 824 fest, im Juni waren es 660, im Juli gar 1060 Mikrogramm/m3.
Im August (105), September (337) und Oktober (149) allerdings wurden deutlich geringere, wenn auch weiter überhöhte Nickel-Werte gemessen. Jan Horstmeier, Dezernent für Anlagenüberwachung bei der Bezirksregierung, erklärt die gesunkenen Werte mit Maßnahmen, die der Betreiber der Schrottverwertung gegen die Staubemissionen ergriffen habe.
Reinigungsarbeiten intensiviert
So habe Jost seine Reinigungsaktivitäten auf dem Betriebsgelände intensiviert. Inzwischen verkehre dort dreimal wöchentlich eine Kehrmaschine. Daneben setze er verstärkt Beregnungsanlagen ein, um die Staubentwicklung einzudämmen. Sogenannte Kreisregner befeuchteten die Lagerstätten, andere mobil einsetzbare Geräte erzeugten feinen Wassernebel, der am Ort der Schrottverarbeitung freiwerdende Stäube benässe und so verhindere, dass sie mit dem Wind vom Gelände getragen werden. Jost habe zugesagt, weitere Beregnungsanlagen anzuschaffen und letzte Teile des Geländes mit Asphalt oder Betondecke zu versiegeln, um besser reinigen zu können.
Gespannt ist Horstmeier nun auf die Messwerte von November 2010, die er in Kürze vom Lanuv erwartet. Der November ist deshalb im Fokus der Anlagenüberwachung, weil zu diesem Zeitpunkt die Schrottschere von Jost nach neunmonatiger Stilllegung wieder in Betrieb gegangen ist. Die Bezirksregierung hat Jost zunächst für die Dauer eines Jahres genehmigt, dort – wie zuvor – eine Schrottmenge von 75 Tonnen pro Tag durchzusetzen; die neue Anlage ist allerdings für noch größere Mengen ausgelegt. Ob es künftig eine Ausweitung geben könne, so Horstmeier, werde Gegenstand eines Genehmigungsverfahrens sein.
Zusätzliche Investitionen in Millionenhöhe
Am derzeitigen Betriebsstandort, blickt der Dezernent der Bezirksregierung in die Zukunft, würden auf den Betreiber „sicher zusätzliche Investitionen in Millionen-Höhe zukommen“, um der Schadstoffproblematik Herr zu werden. Wie berichtet, sucht Jost nach Alternativstandorten, fühlt sich dabei aber torpediert durch die Stadt, die in der Vergangenheit etwa eine Ansiedlung an der Westspitze des Hafens verhindert hatte, weil sie dort andere Interessen verfolgt.
Weiter führt die Aufsichtsbehörde mit Jost Gespräche über Minderungsmaßnahmen, die noch in diesem Jahr umzusetzen seien. Ungelöst ist etwa die Frage, ob der Schrottverwerter künftig keine sogenannten Umschmelzblöcke mehr in Mülheim zwischenlagert. Beim Umschlagen der in fingernagel- bis kopfgroßen Kleinteilen zusammengeschmolzenen Metallresten, so vermutet Horstmeier, werden besonders hohe Mengen Stäube mit Nickel-, Blei-, Arsen- und Cadmium-Gehalt in die Luft getragen.
Zwischenlösungen diskutieren
Eigentlich, sagt er, müsste dieses Material in Deckelcontainern oder in geschlossenen Hallen gelagert und umgeschlagen werden. Eine solche Investition würde viel Geld kosten – und da Jost abwanderungswillig ist, seien in dieser Frage auch Zwischenlösungen wie etwa das kontinuierliche Nasshalten der Lagerstätte zu diskutieren. Denn, so Horstmeier: Bei allen Maßnahmen zur Schadstoffreduzierung gelte das Gebot der Verhältnismäßigkeit.
Bei ihrer Kritik an der Stadt, die nahe der Schrottverwertung den Spielplatz Hofackerstraße gebaut hat, rudert die Bezirksregierung im Übrigen zurück. „Wir haben uns inzwischen intensiv ausgetauscht“, so Dezernent Jan Horstmeier. „Die Stadt hat die erforderlichen Bodenuntersuchungen durchgeführt. Es bestehen keine Gesundheitsgefahren am Spielplatz.“ Damit es bei diesem Status bleibe, mahnt er allerdings, müsse die Belastung mit Metallstäuben in der Luft auf Dauer reduziert werden.