Eine kleine Protokollnotiz aus dem Planungsausschuss macht die Anwohner an der Hofacker - und der Eltener Straße noch wütender: Ihre Gegend gilt danach als Wohngebiet, und nicht als Mischgebiet mit Gewerbe, wie stets behauptet worden sei. „Danach“, sagt Horst Buchmüller, Sprecher der Anwohnerinitiative, „sind die gemessenen Lärm- und Schadstoffwerte erst recht viel zu hoch.“
Seit 40 Jahren kämpfen Anwohner in der Nähe des Fallwerkes an der Weseler Straße, wo von früh bis spät Schrott aus ganz Europa angekarrt und zerkleinert wird, gegen extremen Lärm, gegen Erschütterungen in den Häusern und gegen die hohe Schadstoffkonzentration, die in der Luft gemessen wurde. „Wir haben die große Sorge“, sagt Buchmüller, „dass es hier eines Tages so enden könnte wie bei der Dortmunder Entsorgungsfirma Envio.“ Dort geht es um einen PCB-Skandal. „Auch dort haben die Behörden versagt“, schimpfen die Anwohner in Mülheim. Sie fürchten Arsen, Quecksilber, Cadmium, Blei, Nickel, wo der gemessene Wert ein Vielfaches über dem Grenzwert lag. „Die Werte“, klagt Buchmüller, „sind doch immer so runtergerechnet worden, dass sie angeblich für ein Mischgebiet noch tolerabel sind.“ Unerträglich nennt er dieses Vorgehen der Behörden – und das in einem Wohngebiet.
„Was muss eigentlich noch passieren, damit etwas passiert“, fragen die Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI) und wenden sich erneut an den Umweltminister des Landes, Johannes Remmel. Die MBI bewerten das Vorgehen der Behörden inzwischen als Skandal: „Seit Jahren sind die überhöhten Schadstoffwerte und der ohrenbetäubende Lärm bekannt.“ Die Anwohner, so MBI-Fraktionschef Lothar Reinhard, erwarteten ein umgehendes Eingreifen der Bezirksregierung. Die ist jedoch seit Jahren schon eingeschaltet – ohne Folgen.
Das blieb auch der Beschluss des Rates im Jahr 1992 (!), das Schrottwerk zu verlagern. Auch das Unternehmen selbst bemüht sich seit Jahren vergeblich um einen anderen Standort. Dabei betont Unternehmer Jost: „Wir sind ein genehmigter Betrieb, der hier keine gefährlichen oder illegalen Dinge betreibt.“ Für MBI und Anwohner steht fest: „Weder die Schrottschere noch die Falltürme haben in unmittelbarer Nähe von Wohnbebauung etwas zu suchen.“