Evangelisches Krankenhaus in Mülheim bietet Kurs zur Brustuntersuchung auf Türkisch
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Mülheim. .
Das Evangelische Krankenhaus bietet nun erstmalig den Kurs "Anleitung zur Selbstuntersuchung der Brust" auf Türkisch an. Damit versucht es, bei Migrantinnen ein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Selbstuntersuchung zu schaffen.
Das Prinzip ist einfach: Geht man zum Arzt, muss man sagen, wo es weh tut. Schwierig wird es erst, wenn Mediziner und Patient sich nicht verstehen, weil sie verschiedene Sprachen sprechen.
Im Evangelischen Krankenhaus gehört das zum Alltag. Deshalb werden die bilingualen Mitarbeitenden bei Bedarf zu Dolmetschern. Zudem wird nun ein erster Kurs, eine „Anleitung zur Selbstuntersuchung der Brust“, auf Türkisch angeboten.
Früherkennung ist wichtig
Auf Deutsch hat der Kurs gute Tradition: Seit 2003 lernen Frauen monatlich, wie sie selbst richtig ihre Brust nach Knoten und Veränderungen abtasten können. Wie wichtig dies ist, zeigt ein Blick auf die Statistik. „Bis zu 80 Prozent der Brustkrebserkrankungen werden nach einem Tastbefund festgestellt“, betont die „Breast Care Nurse“ Beate Menne. Dabei ist Früherkennung wichtig, immerhin ist heute das Ziel der Behandlung, „die Brust erhaltend zu operieren“. Und die Chancen, die Brust nicht ganz entfernen zu müssen, ist größer, je kleiner der entdeckte Knoten, also je früher er festgestellt wird.
„Wir müssen dafür ein Bewusstsein schaffen, wie wichtig die Selbstuntersuchung ist“, betont Dr. Andrea Schmidt, Chefärztin der Mülheimer Frauenklinik – und meint damit natürlich nicht nur deutsche Frauen.
„Wir haben aber gemerkt, dass Migrantinnen bei den Kursen fehlen.“ Der erste Kurs in türkischer Sprache soll dem entgegenwirken. Dr. Serap-Sare Ünyeli wird ihn halten. Theorie und Praxis stehen an, doch letzteres wird ausschließlich an Tastmodellen geübt. „Es wird nicht die eigene Brust untersucht. Wir ziehen uns nicht aus“, betont Beate Henne. Dieses mehrsprachige Angebot auszuweiten kann sich Dr. Andrea Schmidt gut vorstellen. Kreissaal-Führungen auf Türkisch etwa.
Es gibt Bedarf
Eine Überlegung, die aus der Praxis entstanden ist. Erst vor ein paar Tagen, berichtet die Chefärztin, habe man eine Mitarbeiterin anrufen müssen, damit sie die Fragen einer werdenden, türkischen Mutter übersetzt. „Der Bedarf ist da, da müssen wir ran.“
Aktuell begegnet das Evangelischen Krankenhaus dem mit einer Liste im Internet. Nach Sprachen sortiert sind darauf die Kontaktdaten der mehrsprachigen Mitarbeiter im Haus aufgeführt. Dies reicht von Afghanisch bis Vietnamesisch.
Fast täglich wird dies in Anspruch genommen, ob nun das Telefon oder ein Operationsverfahren erklärt werden muss. „Es geht um Erkrankungen und auch um Gefahren, sie im Vorfeld geklärt werden müssen“, benennt Dr. Andrea Schmidt.
Bisher, sagt Beate Menne, „funktioniert das auf dem kleinen Dienstweg sehr gut“. Den großen Dienstweg muss man nur dann einschlagen, wenn die Sprache ganz fehlt. Doch auch da wurde bereits eine Lösung gefunden: Ein externer Gebärdendolmetscher kann kurzfristig hinzugezogen werden.
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