Mülheim. .
Nach der Manöverkritik an städtischer Stadtentwicklungspolitik durch den Speldorfer Bürger- und Kurverein senden Stadt und Industrie- und Handelskammer ein klares Signal nach Broich und Speldorf: Sie wollen etwas Handfestes zur Stärkung der Nahversorgungszentren in den westlichen Stadtteilen unternehmen. Und das nach Düsseldorfer Vorbild.
Ute Möhlig, Vorsitzende des Speldorfer Bürger- und Kurvereins, hatte Anfang Mai in einem offenen Brief an den Leiter des Stadtplanungsamtes, Martin Harter, ihrem Ärger über den schleichenden Niedergang des Speldorfer Stadtteilzentrums Luft gemacht. Dort werde es „immer trostloser“. Verantwortlich dafür sei zu einem bedeutenden Teil auch die Stadtplanung, die eine Ansiedlung von Einzelhandel fernab des Ortskerns, insbesondere am Hafen, ermöglicht habe. Der vorhandene Einzelhandel sei so enorm unter Druck geraten. Mit der Folge, dass immer mehr Klagen von Speldorfern über eine mangelhafte Nahversorgung zu vernehmen seien.
Analyse in enger Zusammenarbeit
Harter, obwohl nicht exakt der richtige Adressat, reagierte prompt auf die Kritik aus Speldorf. Bereits Anfang vergangener Woche kam es zu einer Gesprächsrunde mit Vertretern des Bürger- und Kurvereins, des Planungsamtes und der Wirtschaftsförderung. Dabei machte Harter den Speldorfern nicht nur Hoffnung dadurch, dass in Kürze mit dem Start der Workshop-Reihe für einen Masterplan für Broich und Speldorf zu rechnen ist, mit dem schließlich im Zuge der Hochschul-Ansiedlung an der Duisburger Straße auch Entwicklungspotenziale für die Stadtteilzentren in den Fokus genommen werden sollen.
Auch verkündete Chef-Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier, dass noch in diesem Jahr eine Initiative starten werde, um in einem ersten Schritt Stärken und Schwächen der Nahversorgungszentren von Duisburger und Prinzeß-Luise-Straße herauszuarbeiten. Die Interessengemeinschaften in Broich und Speldorf, die IHK, der Einzelhandelsverband und die Wirtschaftsförderung wollen die Analyse in enger Zusammenarbeit leisten.
Händler und Bürger befragen
Zweierlei ist angedacht: eine Befragung der Händlerschaft und eine der Bürger. Vorbild für ein solches Vorgehen sind Projekte, mit denen die IHK Düsseldorf an zahlreichen Standorten bereits seit Jahren operiert.
Beispiel Düsseldorf-Oberbilk: Dort hatte die IHK ihren ersten Stadtmarketingprozess in Gang gesetzt, 1989 schon. Abgefragt wurde zunächst, welche Angebote vermisst wurden, wie zufrieden Handel und Bürger mit der Infrastruktur waren, auch Fragen zu Sicherheit und Sauberkeit, zur Zufriedenheit mit dem Service oder mit Aktionen des Handels wurden gestellt. In der Folge gelang es mit Unterstützung der IHK, mit Edeka und Strauss zwei Magneten ans Ende und an den Anfang der Straße zu platzieren; das schaffte Kundenfrequenz. Mit Fördermitteln des Landes konnte das Projekt „Soziale Stadt“ umgesetzt werden, vor allem sorgte die IHK für Vernetzung und Eigeninitiative im Stadtteil. Regelmäßig treffen sich heute noch Arbeitskreise, bei Unternehmerstammtischen verabreden Geschäftsleute, wie sie sich gegenseitig helfen können.
Kaufkraft vor Ort einsetzen
So etwas schwebt wohl Ute Möhlig vom Speldorfer Bürgerverein vor, wenn sie sagt, die Handelnden vor Ort „sollten endlich miteinander reden und denken“. Neue Ideen zur Belebung des Stadtteils müssten her. Auch wenn es utopisch sei, „dass wir zu alter Herrlichkeit zurückkommen“ – es sei daran zu arbeiten, dass „Mitbürger ihre Kaufkraft wieder vor Ort einsetzen“. Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier glaubt, dass sich in Speldorf und in Broich einiges bewegen lässt: „Es gibt die Chance, dass die Hochschule Ruhr West standort- und wirtschaftspolitisch nutzt.“
Guido Cakrzewski, Geschäftsbereichsleiter der hiesigen IHK für Handel und Dienstleistungen, setzt für die anstehende Händler- und Kundenbefragung in Broich und Speldorf auf die Mithilfe der Broicher Interessengemeinschaft (BIG) und der Interessengemeinschaft Speldorf (IGS). Es sei erfreulich, dass viele Daten für eine Standortanalyse bereits vorlägen. Am Ende sei aber entscheidend, dass die ortsansässigen Händler selbst organisiert aktiv würden, um in den Stadtteilzentren etwas voranzubringen. Die Kaufleute seien durchaus in der Lage, etwas zu bewegen. Dabei könnten sie von einer Reihe an Vorbildern profitieren, siehe entsprechende Projekte in Düsseldorfer Stadtteilen. Die IHK zu Essen hat selbst bereits ein Projekt gestartet: in Essen-Kupferdreh.