Mülheim. .

Zu den nie enden wollenden Themen in Mülheim gehört die schlichte Frage: Muss die Leineweberstraße Einbahnstraße bleiben oder sollte man sie in beide Richtungen öffnen? Die SPD jedenfalls kämpft weiter dafür, dass man sich zumindest die Möglichkeit einer Öffnung der schönen Allee in beide Richtungen nicht verbaut. „Ist es ökologisch vertretbar, die Menschen weite Umwege durch die Stadt fahren zu lassen, wo es doch kürzer ginge“, fragt Claus Schindler, planungspolitischer Sprecher der SPD.

Die SPD stellt sich mit dieser Haltung gegen die Verkehrsexperten der Stadtverwaltung, die die Auffassung vertreten: Zwei Richtungen und eine Straßenbahn, dazu die angrenzenden großen Kreuzungen mit reichlich Verkehr – das passt nicht. Es soll noch mal gezählt werden. Und gemessen. Denn zwei Richtungen bedeuten in jedem Fall: Der Verkehr braucht mehr Platz. Aber da stehen die Bäume.

Händlerschaft gespalten

Ein Hindernis in jeder Beziehung. Die Stadt hätte gute Chancen, ins Schwarzbuch der Steuerzahler zu gelangen, wenn sie tatsächlich eines Tages die Allee kappen sollte, wo sie sich doch 20 Meter daneben auf der Schloßstraße gerade für 700.000 Euro Bäume in Kübeln geleistet hat, ums grüner zu haben. Die Gefahr sieht die Politik, die sich ohnehin in Sachen Verkehrsplanung nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Sie weiß aber auch, dass die Einbahnstraße zu Umwegen führt, die nicht zu dem ehrgeizigen Ziel von „Simply City“ passen, denn das bedeutet: Macht die Verkehrswege und -führungen möglichst einfach.

Die Händlerschaft auf der Leineweberstraße ist gespalten, wie Hermann-Josef Pogge, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Innenstadt, sagt: Die Hälfte würde sich an einen Baum ketten, um ein Fällen zu verhindern. Die andere Hälfte sage: Bleibt die Einbahnstraße, ist das mein Tod als Händler. Die Befürworter erhalten Unterstützung von der IHK, die Erreichbarkeit und Überschaubarkeit für die Innenstädte predigt.

Für die Grünen hängen die Probleme der Innenstadt nicht mit der Ausstattung der Leineweber zusammen, wie Hubert Niehoff betont. „Wir haben mit dem Tourainer Ring eine Möglichkeit, die Innenstadt problemlos zu erreichen und zu umfahren.“ Außerdem gibt er zu bedenken: Verkehr in zwei Richtungen würde die Leineweber zu einer Barriere für Fußgänger machen. Gerade das will man nicht, sondern eher die nähere Anbindung der Schloßstraße und ihrer Nebenarme an die Altstadt.

Busspur statt Straßenbahn?

Warum dann nicht auf der Leineweber das Modell „Shared Space“?, gibt der Chef des Planungsausschusses, Dieter Wiechering, zu überlegen. Das hieße: Alle Verkehrsteilnehmer erhalten eine Ebene für alle Richtungen und sie sind gleichberechtigt darauf. Der Verkehrsfluss selbst wird entschleunigt, sprich Tempo 10, vielleicht 20. An diese Geschwindigkeit denkt ohnehin das Planungsdezernat.

Aber geht das mit einer Straßenbahn? Pogge wünscht sich eine innovative Lösung und will nicht sofort ein Das-geht-nicht hören. Wie wäre es, regt er an, statt Straßenbahn eine Busspur auf der Leineweber anzubieten. Eine Spur, in der der Busverkehr in beide Richtungen fahren kann, zeitlich versetzt gesteuert natürlich. Da verdreht mancher in der Politik die Augen.