Mülheim. . Mit dem Sommerwetter beginnt die Biergartensaison - nur in Mülheim nicht so wirklich, irgendwie. „Ich glaube, dass Mülheim als Ort für die Gastronomie schwieriger geworden ist.“, sagt Frank Brinkmann von der Palette neben der Alten Post.
Ein lauer Samstagabend, die Sonne verschwindet sanftrot zwischen den Bäumen im Raffelbergpark. Biergartenwetter in einem Ambiente, das schöner wohl kaum sein kann. Wir sind die einzigen Gäste im Biergarten des „Sol“, dem Lokal neben dem Theater im ehemaligen Solbad.
So mehrdeutig wie der Name auch klingen mag, für Hakan Mengil, der die Gastronomie dort seit Oktober 2010 betreibt, ist die „Sonne“ noch längst nicht aufgegangen. „Einen Laden, der vorher 18 Monate lang zu war, wieder zu beleben, ist schwer.“ Es habe sich noch nicht rumgesprochen, dass es kein hochpreisiges Restaurant mehr, sondern eine offene Kneipe mit lockerer Atmosphäre sei. Wenngleich die Buchungen für Feiern, die Kooperation mit dem Theater, Catering und das Mittagsgeschäft gut liefen, „abends ist es immer ruhig“, sagt Mengil. Besser sei es an Tagen, wo Theater und Veranstaltungen stattfinden. Das Hauptproblem sieht er in den fehlenden Parkplätzen vor der Tür: „Die Leute gehen doch mit dem Auto in die Kneipe.“ Jeden ersten Montag im Monat gibt’s im Sol Jazz. Einen Trommelworkshop bietet Mengil jeden Mittwoch an. Ob Lesungen oder Bands, „ich bin für alles offen“. Unterm Strich sagt er nach einem halben Jahr: „Ich bin nicht unzufrieden, aber ich kann mich ja noch erweitern.“Gastro
Gastronomie sei schwieriger geworden
Ebenfalls mitten im Grünen in der MüGa liegt der Ringlokschuppen mit seinem Lokal, das die Zeiten der Kult-Kneipe längst hinter sich gelassen hat. Zur allgemeinen gastronomischen Lage in Mülheim sagt Ismail Omari: „Es schläft alles ein.“ Er führt das „Poet23“ jetzt im 13. Jahr. Sein Markenzeichen ist eine außergewöhnliche arabisch-deutsche Küche. Von individuellem Stil sind auch Einrichtung und Organisation. Daneben betreibt er als „Cuisine Nomade“ eine mobile Küche. Wegen steigender Cateringnachfrage, „damit bin ich mehr als zufrieden“, hält Omari das Lokal nur noch Freitag, Samstag und Sonntag offen.
Er beklagt, dass die Organisation erheblich zugenommen habe. „Ich bin Koch aus Leidenschaft und will doch keinen Konzern führen.“ Er überlege jetzt, das Lokal wieder die ganze Woche über aufzumachen, „aber das ist noch nicht sicher“. Das Biergartengeschäft laufe ziemlich ruhig, „das liegt aber auch daran, dass ich allgemein zurückgeschraubt habe“. Insgesamt sei die Gastronomie viel schwieriger geworden, „darin kann man sich verlieren“. Omaris Fazit: „Es ist alles gut und schön und macht Spaß, aber woran vieles scheitert, sind die Finanzen.“
Biergarten von Schloß Broich "läuft super"
Dass es problematisch wird, wenn Gäste nicht wissen, ob ein Lokal auf oder zu hat, ist Peter Henzek bewusst. Kontinuität sei wichtig. „Bei den vielen Sonderveranstaltungen im Schloßinnenhof bleibt der Biergarten leider zu.“ Sein Tipp: „Einfach vorher mal anrufen.“ Als Faustformel gilt: Ab 20 Grad gibt’s von Montag bis Sonntag ab nachmittags Getränke und Gerichte von der Vesperkarte im Biergarten von Schloß Broich. Vor zwei Jahren hat Henzek dort die Küche übernommen, versorgt die Veranstaltungen im Schloß kulinarisch. Er ist zufrieden. „Es läuft super.“ Eher bescheiden war die Resonanz über Ostern im Biergarten: „Es hielt sich in Grenzen“, sagt Henzek: „Das schöne Wetter haben die Menschen wohl zu Hause genutzt.“
Ausgeschöpft haben die Freunde der Palette ihre Möglichkeiten noch nicht: Lang ersehnt hat die Kultkneipe neben dem Kunstmuseum in der Alten Post im Januar frisch renoviert wieder aufgemacht. „Die Gäste, die wir haben wollten, haben wir, aber noch zu wenige“, sagt Frank Brinkmann. Feierlichkeiten und Veranstaltungen würden gut laufen. Das Problem: „Das Lokal wird eher als Restaurant gesehen und weniger als Bierkneipe.“ Er beobachtet, dass die Menschen insgesamt weniger Geld ausgeben. „Ich glaube, dass Mülheim als Ort für die Gastronomie schwieriger geworden ist.“ Ist Brinkmann zufrieden? „Jein.“
Nicht ganz so leicht war der Anfang in Rick’s Café im Medienhaus. Peu a peu haben sich selbst gebackene Torten, Gerichte und der Service im gemütlichen Ambiente durchgesetzt. Aber auch hier „ist der Abendbereich noch schwach“, sagt Marion Appenzeller. Ein kleiner Biergarten ist auf dem Synagogenplatz hinzugekommen – ein Silberstreif am Mülheimer Gastro-Himmel.