Mülheim. .
Die Altstadt gehört allen. Nicht jedem für sich, sondern allen gemeinsam. Genau darauf setzt das Konzept von „Shared Space“, dem „geteilten Raum“. So könnte zum Beispiel die Trennung von Straße und Bürgersteig der Vergangenheit angehören.
Dem Autofahrer soll allein durch optische Gestaltung klar sein: „Zwar darf ich hier fahren, aber ich bin hier nur Gast.“ Möglich: schmalere Fahrbahnen. Oder „kreative Straßenbeläge“ zeigen, dass Rücksichtnahme angesagt ist.
Ein weiteres Ziel: Die Altstadt soll zugänglicher und sichtbarer werden. Dazu könnte der Aufgang von der Kaiser- zur Althofstraße wesentlich offener gestaltet werden. Diese und andere Vorschläge präsentierte die Grontij Gfl, die Gesellschaft, die mit der Ausarbeitung des Konzepts beauftragt wurde, am Dienstagabend beim Treffen des „Arbeitskreises zur Umgestaltung der Verkehrsräume in der Mülheimer Altstadt“. Anwesend waren sowohl Anlieger der Altstadt als auch Vertreter von Verwaltung und Politik.
Schon zu Beginn des Treffens wurde deutlich: Die Diskussion um die neue Gestaltung der Altstadt ist eine emotionale Angelegenheit. Viele Interessen, in einem begrenzten Raum, machen die Aufgabe zu keiner leichten. Anwohner, Gastronomen, öffentliche Einrichtungen, Autofahrer, Fußgänger, Radfahrer und die Verwaltung sind nur einige der beachtenswerten Interessensgruppen. Nicht umsonst heißt das Ziel: Alle sollen gleichberechtigt sein im öffentlichen (Verkehrs-)Raum. Die Dominanz des Autoverkehrs soll ein Ende haben.
Differenzen bei der Bewertung der Verkehrssituation auf dem Kirchenhügel
Starke Differenzen gab es nur bei der Bewertung der Verkehrssituation auf dem Kirchenhügel. Den Anwohnern fiel es offensichtlich schwer, die statistische Erhebung der Stadt mit ihrem subjektiven Empfinden in Einklang zu bringen. Die Vorgehensweise der Stadt stieß dabei auf Kritik. Untersuchungen im Sommer hätten eine erheblich höhere Verkehrsbelastung gezeigt als die aktuellen, kritisierte Rolf Schulze vom Verein „Pro Altstadt“.
So war es zunächst an Axel König, Ressortleiter Städtebau und Regionalentwicklung bei Grontmij, die Wogen zu glätten und die Aufmerksamkeit aller Beteiligten wieder auf das Wesentliche zu richten. Gespannt lauschten die Anwesenden der Präsentation der Städteplaner. Die Zielformulierung allgemein, aber verständlich: mehr Aufenthaltsqualität, ohne die Erreichbarkeit der öffentlichen Einrichtungen zu stark einzuschränken. Ob Kettwiger Straße, Althofstraße oder Muhrenkamp – für die gesamte Altstadt wurden mögliche Lösungen präsentiert. Wichtigstes stilistisches Mittel stellt dabei die Pflasterung von Fassade zu Fassade dar. Heißt: keine Asphaltfahrbahn in der Altstadt. Nur eine Fläche für alle.
Zweiter wesentlicher Baustein: die verstärkte Einbindung privater Flächen, vor allem zur Umsetzung neuer Parkmodelle. So sei etwa denkbar, den Grünstreifen des Krankenhauses am Muhrenkamp künftig in Stellplätze umzuwandeln. Alle Seiten hätten die Bereitschaft zur aktiven Hilfe signalisiert. Die Konzepte stießen bei den Anwesenden auf breite Zustimmung. Nach öffentlichen Informationsveranstaltungen im März soll das Konzept im Mai dem Planungsausschuss vorgelegt werden.