Mülheim. . Überfälle auf Spielhallen, so ist zu hören, sollen in der Beliebtheitsskala bei Kriminellen aufgestiegen sein. Allein in den vergangenen acht Monaten berichtete die WAZ über sechs Raubüberfälle auf Spielhallen in Mülheim. Zwei neue kommen nun hinzu.
Raubüberfälle auf Spielhallen – in der offiziellen Kriminalstatistik gehen sie unter. Das hiesige Polizeipräsidium weigert sich auch beharrlich, Zahlen zu nennen, um den subjektiven Eindruck zu überprüfen, dass Spielhallen vermehrt im Visier von Räubern sind.
In der Nacht zum Dienstag haben Kriminelle gleich an zwei Standorten im Stadtgebiet zugeschlagen. Die Politik dürfte dies aufmerksam notieren, schließlich hat die Debatte um immer neue Spielhallen-Ansiedlungen noch kein Ergebnis hervorgebracht.
Tatort 1: "Play Planet"
Tatort 1: die gegenüber dem Hauptbahnhof gelegene Spielhalle „Play Planet“ am Dieter-aus-dem-Siepen-Platz. Es ist eine halbe Stunde nach Mitternacht, als zwei mit schwarzen Sturmhauben maskierte Männer vor der 50-jährigen Angestellten der Spielothek auftauchen und sie mit vorgehaltener Schusswaffe auffordern, das Bargeld rauszurücken. Mit der Beute flüchten die Täter schließlich in Richtung Hauptbahnhof.
Einer der Täter soll circa 1,65 Meter groß und schlank sein. Zur Tatzeit war er dunkel gekleidet. Sein Komplize wurde als rund 1,75 Meter groß und ebenfalls schlank beschrieben. Er trug eine blaue Jeans, einen roten Pullover und weiße Turnschuhe. Für die Männer, die mit Akzent gesprochen haben sollen, gibt die Polizei die ungefähre Altersangabe 25 bis 35 Jahre.
Tatort 2: Spielcasino am Rhein-Ruhr-Zentrum
Tatort 2: ein Spielcasino am Rhein-Ruhr-Zentrum. Gegen 3 Uhr steht hier plötzlich ein Maskierter vor der Angestellten (46), bedroht sie laut Polizeibericht „mit einem spitzen Gegenstand“ und verlangt Geld. Mit diesem flüchtet der circa 1,60 Meter große Täter im schwarzen Jogginganzug zu Fuß in Richtung Wienenbuschstraße. Eine Anwohnerin beschrieb der WAZ noch gestern den ohrenbetäubenden Lärm, der vom Hubschrauber ausging, den die alarmierte Polizei zur Fahndung nach dem Flüchtigen einsetzte – die Aktion war nicht von Erfolg gekrönt. Bei beiden Raubüberfällen entkamen die Täter mit Beute.
Überfälle auf Spielhallen, so ist zu hören, sollen in der Beliebtheitsskala bei Kriminellen aufgestiegen sein, seitdem die Tankstellen sich immer besser geschützt haben. Allein in den vergangenen acht Monaten berichtete die WAZ über sechs Raubüberfälle auf Spielhallen, zuletzt traf es Anfang des Jahres eine Spielhalle am Wiescher Weg in Heißen gleich doppelt. Die Polizei verweigerte auf Anfrage die genauen Zahlen der Raubüberfälle auf die Glücksspielbetriebe. „Grundsätzlich haben wir daran Interesse, keine Panik zu verbreiten“, sagte eine Sprecherin.
Bezirksbürgermeister will Spielhallen in Peripherie locken
Die Zahl der Überfälle auf Spielhallen dürfte derweil für die politische Debatte um eine gewünschte Maßregelung für Spielhallen-Ansiedlungen interessant sein. Zumal etwa Bezirksbürgermeister Arnold Fessen den Vorschlag in die Diskussion gebracht hatte, Spielhallen in die Peripherie des Hafens zu locken, möglicherweise könne man den Betreibern als Anreiz eine Verkürzung der Sperrzeiten (bisher von 1 bis 6 Uhr) bieten.
Die Aufhebung von Sperrzeiten war letztes Jahr auch in der Nachbarstadt Essen Thema. Seinerzeit hatte die Polizei davor gewarnt – mit Verweis auf die steigende Zahl von Raubüberfällen auf die Betriebe. So seien die Zahlen in Deutschland vom Jahr 2008 auf 2009 um satte 63,1 % gestiegen. Der berichterstattende Polizeihauptkommissar gab der Essener Politik seinerzeit zu bedenken: „Jeder Überfall auf eine Spielhalle weckt neue Tatanreize.“