Mülheim. Das Duo “Krapfnn“ aus Saarbrücken zeigte am Donnerstag im Kunstmuseum in Mülheim eine musikalisch-visuelle Interpretation von “Picassos Welt der Tiere“. Nach der Performance diskutierten die überwiegend jungen Besucher bei Brot, Dip und Mausespeck.
Über Kunst spricht man in ihrer Gegenwart nur im Flüsterton. Auch Donnerstagabend treten die Besucher im ersten Stock des Kunstmuseums leise, darauf bedacht, keine eigenen Geräusche zu verursachen, während Kunst-Geräusche den Raum füllen. Das Duo „Krapfnn“ aus Saarbrücken improvisierte im Rahmen der Reihe „Art Lounge“: Musik inspiriert von „Picassos Welt der Tiere“, der aktuellen Ausstellung in der Alten Post mit Grafiken des Künstlers.
Die „Art Lounge“, die immer am letzten Donnerstag eines Monats stattfindet, will dreierlei: jungen Künstlern ein Forum bieten, junge Menschen zur Beschäftigung mit Kunst anregen und allen einen neuen Blick auf Altbekanntes bieten. Und bekannter als die tierischen Werke Pablo Picassos geht es kaum – ob nun Hund, Katze, Hahn im Detail oder stilisierte Stiere.
Kämme, Luftballons und Murmeln
Von diesen Werken ließen sich „Krapfnn“ inspirieren. Naheliegend war das für Peter Strickmann und Philipp Hawlitschek, beide Studenten der audiovisuellen Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, die ihre Instrumente sowieso als „sehr animalisch“ empfinden. Und so erfanden sie „unerforschte Tiere“ in Ton und Bild.
Umringt von Picassos Grafiken haben sie ihre „Instrumente“ aufgebaut: Kämme liegen da, Luftballons, Murmeln im Metallbecher, Verstärker, Flöten und Kassettenrekorder von anno 1980 samt unzähliger Kassetten. Mit „Haselnuss-Schalen-Loop“ sind diese beschriftet, mit „Abfluss (Lizzie)“ und „Muschelgucksen“, nicht zu verwechseln mit „Muschelglucksen (luftig)“.
Gegenüber positionieren Peter Strickmann und Philipp Hawlitschek sich, dann drücken sie Knöpfe, schaben mit den Zähnen des Kammes über die Tischecke, flöten, spielen Aufnahmen ab und an, ziehen Packpapier von der Rolle. Wirre Geräusche eigentlich, aber umringt von Picassos Tierwelt assoziiert man plötzlich Vogelzirpen, Elefantentröten und Löwenfauchen.
Leise Klänge statt lauter Töne
Keine lauten Töne sind es, sondern leise Klänge. Vielleicht gehen die überwiegend jungen Gäste deshalb auffällig bedacht durch den Raum; damit die Turnschuhe nicht störend quietschen, die Absätze nicht laut klacken. Doch die erste Unsicherheit verfliegt schnell, und die Zuhörer trauen sich nah ran an Peter Strickmann und Philipp Hawlitschek und werden dann zu Zuschauern.
Denn das Duo hat seine „unerforschten Tiere“ gezeichnet, gebastelt und zwischen ihren Instrumenten ausgestellt. Inmitten dessen liegen mit Schreibmaschine beschriftete Zettelchen: An die Schilder, auf denen Titel von Kunstwerken stehen, erinnern sie. Die Namen ihrer Kunsttiere stehen darauf, wie Urmorch oder Schlammschwimmer. Und plötzlich meint man, ein „Sonaross“ rufen zu hören.
Ein wenig skurril wirkt das, aber es hat auch einen gewissen Witz, dieses Konzert, das für Peter Strickmann und Philipp Hawlitschek keine Performance, sondern irgendwo „zwischen Musik und Kunst“ angesiedelt ist. Wo genau, darüber konnten die Besucher anschließend noch plaudern: bei Brot, Dip und Mausespeck im Museumsfoyer.