Mülheim. Die Ausstellung „ÜberTage” ist Mülheims Beitrag zum Kulturhauptstadtprojekt „Mapping the Region”. Sie zeigt die Entwicklung des Ruhrgebiets, aber auch die Entwicklung der Fotografie. Die ältesten Bilder stammen aus den 20er Jahren, die neuesten sind von Google Earth.
„ÜberTage” stellt Ruhrgebiets-Fotografen aus. Damit sind allerdings keine Fotografen aus dem Ruhrgebiet gemeint, sondern das Ruhrgebiet Fotografierende. Nur das Motiv ist relevant. Und das zeigt sich wunderbar wandelbar unter den Objektiven und subjektiven Blicken der Fotografen. Die Ausstellung des Kunstmuseums Alte Post und des digitalen Archivs „Pixelprojekt_Ruhrgebiet” ist Mülheims Beitrag zum Kulturhauptstadtprojekt „Mapping the Region”. Eröffnet wird sie Donnerstag, 28. Januar, um 19 Uhr.
Auseinandersetzung mit dem Wandel
Die Kunstmuseen im Ruhrgebiet, die sich nun Ruhr-Kunst-Museen nennen, wollen 2010 näher zusammenrücken – und dann dort bleiben. Der Auftakt zu einer engeren, nachhaltigen Zusammenarbeit soll das Ausstellungsprojekt sein und zu einer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Region im Wandel.
Bilder zwischen 1920 und 2006
Vielleicht scheint der Zusatz zum Namen der Mülheimer Mapping-Ausstellung deshalb dem Gezeigten nicht gerecht zu werden. „ÜberTage – Fotografische Positionen zur Gegenwart einer Region” lautet der volle Titel. Doch bleibt es nicht beim Blick auf das Heute, auch das Gestern, gar das Vorgestern sind zu finden. Die Entwicklung des Reviers wird dadurch ebenso sichtbar gemacht, wie die Entwicklung der Fotografie. Aus den 1920er Jahren stammen die ältesten Bilder. Qualmende Schlote hinter strahlend weißen Bettlaken zeigt eine schwarz-weiß Fotografie von Anton Stankowski. Und direkt daneben stellt Vitus Saloshanka Landschaftsaufnahmen aus dem Jahr 2006 Satellitenbildern von Google-Earth entgegen.
Vielfalt, die aus den vielfältigen Perspektiven der 36 Fotografen entsteht. Serien sind es, die in fünf Räumen des Kunstmuseums hängen und die thematisch verbunden sind. Neben den „Landschaftsformationen” werden „Lebensraum”, „Kultur-Akteure”, „Arbeitswelten” und „Industriekultur” gezeigt. Inszenierte, konzeptuelle Werke, wie von Annette Jonak, Anne Lass, Patricia Neligan und Almut von Pusch hängen neben Reportage-Fotografien von Henning Christoph. Mit Walter Schernstein und Heiner Schmitz und Christoph Kniel sind auch in Mülheim Aktive vertreten.
"Pixelprojekt_Ruhrgebiet" sammelt seit 2002
Dass „ÜberTage” so abwechslungsreich ist, ist der Verdienst des „Pixelprojekt_Ruhrgebiet”. Dieses Online-Archiv sammelt seit 2002 qualitativ hochwertige Fotografien, die sich mit dem Revier beschäftigen. Über 5500 Bilder von 179 Fotografen umfasst die Sammlung inzwischen, alle wurden sie von einer Jury fürs Archiv ausgewählt. 130 Fotos davon werden in Mülheim gezeigt. Dies sei auch für ein digitales Archiv wichtig: „Um die haptische Qualität wertschätzen zu können, braucht es Ausstellungen”, betont Pixelprojekt-Begründer Peter Liedtke. „ÜberTage” ist die erste Schau der Internet-Plattform in einem Kunstmuseum. Doch Museumsleiterin Dr. Beate Reese betont, man habe die Kooperation gesucht, um „dieses interessante Projekt aus dem Ruhrgebiet vorzustellen”. Denn: „Wir zeigen, welches Potenzial in der Region steckt.”