Mülheim. . Krach um Kinderlärm: In diesem Winter steht er auf der politischen Tagesordnung, ist aber naturgemäß eher ein Sommerthema. In Mülheim scheint es allerdings in dieser Hinsicht noch vergleichsweise friedlich zu sein.
Die Geräusche spielender oder streitender Kinder stören manche Menschen. Das kam schon früher vor, lange bevor Immissionsschutzgesetze existierten. Und doch hat sich einiges geändert. Zum einen das Auftreten der Kinder, davon sind viele Pädagogen überzeugt. „Wenn uns früher mal ein Erwachsener angepfiffen hat, waren wir so klein mit Hut“, sagt eine OGS--Betreuerin aus Broich, selber noch eine junge Frau. „Heute muss ich den Kindern viele Sachen zehnmal sagen.“
Weniger Raum für Kinder
Zugleich sind die Freiflächen, auf denen Jungen und Mädchen relativ sicher spielen können, geschrumpft. Dabei sollen sie doch raus, vor die Tür, sich bewegen. „Die Räume für Kinder sind enger geworden“, meint auch Lydia Schallwig, stellvertretende Leiterin des Amtes für Kinder, Jugend und Schule. „Es gibt so gut wie keinen Haushalt mehr, der nicht mindestens ein Auto hat. Manche kleine Straße steht als Spielfläche nicht mehr zur Verfügung.“
Dafür sind Spielplätze da: in Mülheim derzeit 101 an der Zahl, dazu ein gutes Dutzend Bolzplätze für die Größeren. An diesen ausgewiesenen Stellen gebe es nur selten Ärger mit Anwohnern, so Lydia Schallwig: „Diese Standorte erfahren eine hohe Toleranz.“ Solange Jüngere dort spielen und die Flächen nicht „fehlgenutzt“ werden, wie es im Amtsdeutsch heißt.
Zusammensein der Generationen
Hocken Jugendliche dort zu nächtlicher Stunde zusammen, „dann gibt es schon mal Diskussionen“. Solche Nutzungskonflikte kennt auch Dr. Claudia Roos, Geschäftsführerin des Mülheimer Bündnisses für Familie. Ansonsten sei ihr jedoch „nichts Negatives bekannt“, etwa dass Kinder aus bestimmten Restaurants verbannt würden. Auch in der Stadtbibliothek, wo manche Menschen ja bewusst Ruhe zum Lesen suchen, funktioniert offenbar das Zusammensein der Generationen: „Das ist bei uns kein Thema“, sagt die kommissarische Leiterin Claudia vom Felde, „da die Kinder ihren eigenen Bereich haben, wo sie auch spielen und klettern können.“
Die folgenden Beispiele, (zufällig?) beide aus Broich, sind also für die Betroffenen belastend. Doch wie es aussieht, stehen sie nicht für das Klima in der ganzen Stadt:
Beispiel 1: Seit im Stadtteil Broich die „Neue Mitte“ wuchs, ist es enger geworden um die katholische Grundschule an der Kurfürstenstraße.
Beispiel 2: Nachbarn beschweren sich über den Kinderlärm der „Broicher Rasselbande“. So heißt der Kindergarten im Schatten der Kirche Herz Jesu.