Einen neuen, nahen Spielplatz fordern Eltern in Winkhausen. Geeignetes Gelände wäre da: zwischen Lüderitz- und Hügelstraße, wo derzeit höchstens Hundekinder herumtoben. Leider fehle das Geld, hieß es bisher. Doch nun bringt ein politischer Vorstoß Bewegung in die Sache.
Seit Beginn des letzten Sommers hatten, wie berichtet, zwei Mütter mit kleinen Kindern bei der Stadt gebohrt und bei der zuständigen Bezirksbürgermeisterin: Andrea Funk und Heike Hilterhaus beklagen zu weite Wege zum nächstgelegenen Spielplatz. Im Prinzip gibt ihnen die Verwaltung Recht: Bedarf sei tatsächlich da, die Fläche im Bebauungsplan sogar als Spielplatz ausgewiesen — doch ein Neubau, angesichts der städtischen Finanzmisere, undenkbar.
Die SPD jedoch lässt sich vom Sparzwang nicht davon abschrecken, eine Initiative zu starten, die über das Anliegen der Winkhausenerinnen weit hinaus reicht: Die sozialdemokratischen Fraktionen in allen drei Bezirksvertretungen fordern ein „neues, zukunftsorientiertes Spielplatzkonzept“ für Mülheim „unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung“. Dabei soll die Fläche zwischen Lüderitz- und Hügelstraße als „Präferenzobjekt“ vorbildlich gestaltet werden.
So steht es in einem Antrag, über den am kommenden Dienstag in der BV 2 beraten wird, wenige Tage später in den beiden anderen BVs. Im Kern geht es darum, den aktuellen Bedarf festzustellen und andere Schwerpunkte zu setzen. Konzepte der vergangenen Jahrzehnte, so heißt es, „sind nicht mehr auf der Höhe der Zeit“.
Viele kleine Spielplätze mit wenigen Geräten, „häufig mit dem Charme von Hinterhofspielgelegenheiten, sind wenig abwechslungsreich“. Durch themenbezogene, modern ausgestattete „Spiellandschaften“ würden Motorik und Spieltrieb der Kinder viel besser gefördert. Zudem seien heutzutage viele Familien mobiler, wie die intensive Nutzung interessanter Anlagen beweise: Müga, Schloss Styrum, Arndt-/Aktienstraße. Mehr Flexibilität, heißt das Zauberwort. Die Stadt soll auch kaum genutzte Plätze schließen können. Es sei denn, Eltern und ehrenamtliche Paten kümmern sich vor Ort weitgehend selber.
„Viele Spielplätze sind grottenlangweilig“, findet Heinz-Werner Czeczatka-Simon. Der SPD-Fraktionsvorsitzende in der Bezirksvertretung 2 verfügt als Vater über einschlägige Erfahrung und wirkte an dem Antrag maßgeblich mit.
Aufenthaltsorte für die ganze Familie sollen statt dessen entstehen, „auch so etwas wie Generationenspielplätze wäre möglich“. Noch ist fraglich, inwieweit die Verwaltung mitspielt. „Antworten werden wir in den entsprechenden Gremien geben“, so die zunächst zurückhaltende Reaktion von Volker Wiebels, Sprecher der Stadt. „Wir erachten ein solches Konzept auch für sinnvoll. Aber es bedeutet, Geld in die Hand nehmen zu müssen.“
Czeczatka-Simon und seine Mitstreiter wollen zunächst im Rahmen der Etatberatungen Mittel für die Planung losschlagen, eventuell in Kooperation mit einer Hochschule oder einem Büro. „Und dann machen wir uns Gedanken darüber, wie wir dies im Haushalt unterbringen.“
Einen Zusammenhang mit der Presseberichterstattung über die Lage in Winkhausen sieht er „nicht direkt“. Man habe das Gelände schon früher ins Auge gefasst, „da traf es sich gut, dass auch Interesse bei der Bevölkerung besteht. Das ist glücklich für alle Beteiligten.“
Vor dem möglichen Happy End jedoch liegt noch ein langer Streifen. Immerhin können Andrea Funk, Heike Hilterhaus & Co., die nicht nur auf öffentliche Mittel bauen wollen, ein weiteren kleinen Erfolg verbuchen: Die Inhaberin einer privaten Kindertagesstätte quasi ums Eck würde sich gerne als Sponsorin am Spielplatzprojekt beteiligen.