Mülheim. . Bei Anwohnern in Mülheim und der MBI wächst der Widerstand gegen die Bebauungspläne am Fängerweg in Saarn. Der MBI plädiert dafür, Häuser eher an alten Industriestandorten wie am Kassenberg zu bauen. Die Chancen dafür könnten steigen.

Proteste gegen Bauvorhaben – überall in Deutschland, in Mülheim seit Ruhrbania Alltag, seit dem geplanten Projekt am Ortseingang Menden hochaktuell. Es werde immer schwieriger, sagen Stadtplaner wie Architekten, selbst kleine Einheiten zu realisieren. Jüngstes Beispiel ist der Fängerweg in Saarn. Gerade mal um fünf Einfamilienhäuser geht es dort, aber auch um Frust.

„Neue Wege müssen beschritten werden, um den Bedarf an Wohnraum einerseits und das Bedürfnis nach Rückzugsmöglichkeiten in der Natur andererseits befriedigen zu können“, sagt Nadja Frauenhofer, eine Anwohnerin, die sich wie ihre Nachbarn fragen, warum „jede noch so kleine Lücke zugebaut, Gartenland im großen Stil in Bauland umgewandelt wird“.

Architekt sieht kein Problem

Drei Reihenhäuser und ein Doppelhaus sollen dort neu entstehen, passend zum bestehenden Ensemble. Der Architekt und Investor Volker Bussmann aus Saarn sieht darin kein Problem, vielmehr die Vollendung eines alten Planes, den man vor zehn Jahren noch nicht vollendet hat. Er finde es durchaus berechtigt, sagt er, wenn sich Bürger gegen Bauvorhaben in Außenbereichen, in Grünflächen zur Wehr setzten. Nur hier gehe es um einen Innenbereich.

Doch die Sorge geht um, dass aus fünf weiteren Häusern noch mehr werden könnten. Und man fragt sich unter den Anwohnern: Warum auf Gartenland neu bauen, wenn nicht weit entfernt seit langem Grundstücke zum Verkauf angeboten werden, scheinbar erfolglos. Andere verweisen auf alte Gutachten, die eine weitere Bebauung des Gebietes hinsichtlich der Entwässerung für problematisch halten.

Für das Planungsamt sind die Bedenken nichts Neues

Bedenken und Sorgen wie diese sind auch im Planungsamt nichts Neues. Jürgen Liebich sieht Stadtplanung immer öfter im „Zielkonflikt“: Die einen wollen Grün und Ruhe vor der Tür behalten, andererseits gebe es den Ruf nach weiteren Häusern, gerade in der Stadt Mülheim, die sich das attraktive Wohnen auf die Fahnen geschrieben hat.

Eine weitere Bebauung über jene fünf Objekte hinaus werde es nicht geben, versichert Liebich, und auch das Entwässerungsproblem werde gelöst. Der Stadtplaner sieht ein psychologisches Problem: Einige der Bewohner wollten selbst erweitern und durften an den Stellen nicht. Der Vorwurf, mit zweierlei Maß zu messen, macht die Runde, was der Architekt als nicht zutreffend bezeichnet: Jeder müsse Baugrenzen einhalten, er auch.

In der Politik stößt der Fängerweg keineswegs nur auf Zustimmung. Lothar Reinhard, Sprecher der Mülheimer Bürgerinitiativen, plädiert für einen Bauverzicht im Bestand und sieht stattdessen auf alten industriellen Standorten wie am Kassenberg herausragende Areale, die in Zukunft für eine Wohnbebauung genutzt werden sollten. Die Chancen dafür könnten steigen, der Wirtschaftsausschuss hat sich dort für eine neue Bereichsplanung ausgesprochen.