Planungsamtschef Martin Harter war um diesen Termin nicht zu beneiden: Bei einer Bürgerversammlung am Donnerstagabend zu den Plänen für das Baugebiet Berger-/Mendener Straße wehte ihm ein rauer Wind entgegen.

Die neue Bürgerinitiative „Schützt Menden!“ hatte in großer Zahl Gegner der Wohnbebauung im Grünen mobilisiert.

Die Emotionen kochen hoch in Menden. Am Tor zur Stadt, wo sich die Mendener Straße in landschaftlich wie dörflicher Idylle der Ruhr nähert, soll 1,55 Hektar Bauland ausgewiesen werden. Laut Entwurf schweben den Stadtplanern auf der als Pferdekoppel genutzten Obstwiese 14 Einfamilienhäuser (eingeschossig mit Staffelgeschoss/Flachdach) und an der Mendener Straße fünf Doppelhäuser mit zwei Geschossen vor. An der Mendener Straße ist eine zwei Meter hohe Lärmschutzwand vorgesehen. Harter spricht von „gehobenem Wohnungsbau“. Der befriedige eine Nachfrage, „die tatsächlich da ist“.

Schon an diesem Punkt erntete Harter erste zynische Kommentare und zynisch lautes Gelächter. Gut 120 Bürger waren erschienen, eine Anwohnerin der Mendener Straße brachte schnell auf den Punkt, worum es dem weit überwiegenden Teil der Versammlung geht: „Ich bin nicht hier, um den Bebauungsplan zu betrachten, sondern um ihn zu verhindern.“

Warum gerade hier? Das war die stets wiederholte Frage an den Chef des Planungsamtes. Warum eine attraktive, schützenswerte Grünfläche opfern? Die von der Verwaltung sowie CDU, SPD und FDP ins Auge gefasste Baufläche ist als landschaftsschutzwürdig eingestuft. In der Umweltprüfung zum Flächennutzungsplan heißt es, eine Bebauung bedeute eine „erhebliche Beeinträchtigung“ insbesondere für Tiere und Pflanzen, für den Biotopverbund, die biologische Vielfalt und das Landschaftsbild.

Ihre ablehnende Haltung begründen Gegner auch mit dem Umstand, dass die mögliche Baufläche innerhalb der 300-Meter-Schutzzone des angrenzenden, durch EU-Norm geschützten FFH-Gebietes (FFH = Fauna – Flora – Habitat) mit Eisvögeln liegt. Sie zweifeln an der Aussage des Umweltberichtes, hierauf habe eine Wohnbebauung keine relevanten Auswirkungen. Erich Lehmenkühler, Mitglied im Landschaftsbeirat, brachte es auf den Punkt: „Die vier Naturschutzverbände in Mülheim sind dagegen.“

Warum gerade hier? Harter gab lediglich die Antwort, dass das Areal bereits 1971 als Potenzialfläche ausgewiesen ist, der Bedarf an eben solch attraktiver Wohnbaufläche sei „nirgendwo anders zu befriedigen“. Das sahen einige Bürger anders. Man solle erst mal Leerstände und Baulücken vermarkten. Mal mehr, mal weniger offen unterstellten sie der Stadtspitze, das Interesse eines möglichen stadtnahen Investors und der Grundbesitzerin, mutmaßlich einer Dame aus einer bekannten Mülheimer Unternehmerfamilie, über das Gemeinwohl zu stellen. Mitunter bekam Harter geballten Frust über die Stadtpolitik zu hören, er blieb selbst bei schroffen Beleidigungen und gar Drohgebärden eines Landwirtes ruhig.

Der Chef-Planer bestritt den „Nutzungskonflikt“ zwischen Grün-Erhalt und Bebauung auch nicht. Er gab den Bürgern wiederholt den Tipp, ihre Einwände innerhalb der Frist für die erste von zwei Bürgerbeteiligungen bis zum 12. Mai schriftlich einzureichen und Politiker für ihre Sache zu gewinnen. Dr. Wolf-Jürgen Richter, für die Grünen im Planungsausschuss, ist da skeptisch: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Planungspolitiker so schnell lernen können. Die Landschaftsschützer haben ihre Bedenken ja schon im Planungsausschuss geäußert.“ SPD, CDU und FDP hatte das seinerzeit nicht überzeugt.