Die Mülheimer Bürgerinitiativen sind mit dem Versuch zunächst gescheitert, das Bauvorhaben am grünen Ortseingang in Menden zu stoppen.
Lediglich die Grünen schlossen sich in der Bezirksvertretung dem Antrag an, die CDU enthielt sich. Das reichte nicht. Vertreter der Bürgerinitiative „Schützt Menden“ kündigten im Gespräch mit der WAZ eine Ausweitung des Widerstandes an. Für sie ist das Bauvorhaben mit 24 Einfamilienhäusern „Irrsinn“. Und nicht nur für sie: Kira Alsleben, Sprecherin der Initiative, verweist auf bisher 500 Unterschriften, „ein Anfang“, wie sie sagt. Der Protest komme aus der ganzen Stadt.
Die MBI hatten versucht, das Projekt vorzeitig zu beenden; nicht nur, um die Landschaft zu schonen, sondern auch die Kassen der Stadt. „Wir zahlen für ein Gutachten nach dem anderen, und am Ende scheitert das Vorhaben. Das Geld sollten wir uns sparen, gerade jetzt“, sagt Ratsfrau Annette Klövekorn. Die Stadtverwaltung winkt ab: Die Kosten würden später auf die Eigentümer umgelegt. Die Grünen fordern noch etwas anderes: Wenn schon mitten in der Landschaft gebaut werden sollte, dann, bitte schön, sollte der Mülheimer Gestaltungsbeirat gehört werden. „Wir schaffen immerhin hinter einer Lärmschutzwand im Grünen ein Ghetto“, so Brigitte Erd. Doch auch die Forderung findet in der Politik keine Mehrheit.
In der Bürgerschaft wächst der Unmut. Groß angelegte Unterschriftenkampagnen und Aktionen kündigte Achim Büge von der Mendener Initiative an. Mehr noch: Es gibt Überlegungen, dass sich die Bürgerinitiative in Menden mit der an der Tilsiter Straße zusammenschließt. Dort kämpfen Bürger seit vielen Jahren schon gegen eine weitere Verdichtung des Gebietes, für den Erhalt der Kaltluftschneise und seit gestern auch um ein weiteres Gutachten, wie Theo Heineke von der Initiative sagt. Die Technische Universität Hannover soll überprüfen, welche Konsequenzen die Bebauung eines so kleinen Gebietes für das Klima habe. Was bisher geschehen sei, so Heineke, seien wissenschaftlich nicht zulässige Rückschlüsse von größeren Gebieten auf das kleinere Areal an der Tilsiter Straße. Doch ob es zu einem weiteren 50 000-Euro-Gutachten kommt, ist fraglich.
Dabei zeigen die Proteste Wirkung: In der CDU, heißt es, werde über das Mendener Gebiet ernsthaft nachgedacht. Die Stadtverwaltung signalisiert: Man sei sensibilisiert worden und habe verstanden, dass es nicht um das Wie, sondern um das Ob gehe. An so wertvollen Stellen, meint die Landschaftswächterin Karin Piek, sei jedes Bauvorhaben unverantwortlich. „Andere Städte beneiden uns darum.“
Es sind nicht nur die jüngeren Mülheimer, die Schlimmes erwarten, sondern gerade auch ältere wie etwa das Ehepaar Frieda und Peter Dietz, die seit Jahrzehnten in Menden wohnen. Sicher, sagen sie, könne man keinem Privatmann verbieten, sein Grundstück versilbern zu wollen. Aber man könne erwarten, dass die Politik privates und öffentliches Interesse sorgsam abwäge – und ehrlich: Was gutes Bauland angehe, so Dietz, „gibt es in Mülheim viele attraktive Baulücken, da braucht man Menden nicht“.
Menden könnte der Einstieg in eine groß angelegte Bebauung sein, fürchten andere und warnen davor: „Mülheim könnte eines Tages außen aus Ghettos und innen aus Leere bestehen“. Und wo es Ängste und Misstrauen gibt, blühen nicht nur Widerstände, sondern auch Gerüchte: Da wolle, heißt es, doch nur einer von den Oberen aus Politik oder Verwaltung „sich ein schönes Baugrundstück sichern“.