Bartkauz oder Beton? Der Kampf gegen das Bauvorhaben in Menden an der Bergerstraße hält an. Und nicht nur dort:

An der Tilsiter Straße wehren sich die Anwohner inzwischen mit Hilfe der EU gegen neue Baugruben, und der aktuellste Widerstand von Anwohnern gegen eine Verdichtung ihrer Wohngegend kommt aus Broich, wo am Fängerweg aus Gartenland Bauland werden soll – mit weiteren Häusern.

Menden. Bis auf den letzten Platz gefüllt ist das Lokal des Rudervereins an der Mendener Straße. Im Flur und auf den Fensterbänken haben sich Interessierte noch Plätze gesucht, um die Veranstaltung der Bürgerinitiative „Schützt Menden!” zu verfolgen. Diese setzt sich seit Monaten für den Erhalt der Grünflächen am Ortsausgang ein, wo an die 20 ein- und zweistöckige Wohnhäuser geplant sind.

Längst ist ein Gutachten zu dem Ergebnis gekommen: absolut schützenswertes Areal, eine Bebauung würde erhebliche Schädigungen der Umwelt nach sich ziehen. Doch politisch ist das Vorhaben noch nicht vom Tisch, auch wenn die Planungsverwaltung klar für die Aufgabe des Vorhabens plädierte. Achim Büge, Initiator der Bürgeraktion, nennt 37 Vogelarten, die im besagten Gelände heimisch sind – unter anderem der seltene Bartkauz. Er betont, dass das Gebiet nur bebaut werden dürfte, wenn dafür eine gleichwertige Ausgleichsfläche bereitgestellt werde. „Und so ein Gebiet müsste schon bestehen”, gibt Achim Büge zu bedenken. „Eine beliebige Wiese zu bepflanzen und dann 20 Jahre warten, macht keinen Sinn.“

Zwar gilt das Gebiet in Menden nach wie vor laut Flächennutzungsplan als potenzielles Bauland, doch drei Jahrzehnte ohne entsprechende Bauvorhaben machten aus der gewöhnlichen Wiese das Biotop, das es nun ist.

Thorald vom Berg, Naturschützer und Mitarbeiter beim Bund, kennt die Problematik, wenn ökologische und wirtschaftliche Interessen die Politik spalten. Darum begrüßt er die Arbeit der Bürgerinitiative: „Es wird die Möglichkeit geboten, uns in Planverfahren einzumischen und das sollten wir auch tun”, sagt er. Das betroffene Gebiet liegt ihm besonders am Herzen: „Auf Obstwiesen mit dieser hohen Qualität kann man nicht verzichten.”

Mitglieder aller Parteien sind bei der Veranstaltung vertreten. Viele wirken in ihrer Begeisterung für das Bauprojekt verhalten. Am 15. März wird der Gutachter vor dem Planungsausschuss noch einmal Stellung zu den neuen Erkenntnissen beziehen. Eine Teilnehmerin der Bürgerinitiative kündigt an: „Sollte es dann keine Mehrheit für die Einstellung des Bauvorhabens geben, treffen wir uns hier wieder. Dann gehen wir auf die Barrikaden!” Büge drückt es deutlicher aus: Dann werde die Initiative den Klageweg beschreiten – und rechnet sich dabei gute Chancen aus.

Broich. So weit sind die Anwohner am Fängerweg noch nicht. Dort soll nach den Plänen der Stadt eine Verdichtung des Gebietes erfolgen, von fünf Einfamilienhäusern ist die Rede. Der Außenbereich des Fängerweges dagegen soll von weiteren Eingriffen in die Landschaft geschützt werden. Dennoch ist die Empörung groß: In direkter Umgebung gebe es bereits genügend Baufelder, die nicht genutzt würden, heißt es. Die Zweifel am Bedarf sind daher groß.

„Pikanterweise hat die Stadt in den letzten fünf Jahren mit Verweis auf den Schutz des Gartenlandes Anwohnern und Besitzern von riesigen Gärten auf dem exakt gleichen Areal verwehrt, hier Anbauten an ihre Häuser zu errichten“, wundert sich Nadja Frauenhofer vom angrenzenden Wintgensweg. Bebauungslinien durften nicht einmal um wenige Zentimeter überschritten werden. Und nun das. Da drängt sich bei einigen Anwohnern die Frage auf: „Wie kommt es zu dem Sinneswandel, werden nicht alle Bürger gleich behandelt?“