Hattingen.

Das Gift im Ei ist in aller Munde. Bei der Diskussion um Dioxin in Lebensmitteln stellt sich die Frage, welche Mittel zum Leben und welche Art der Hühner-Haltung wollen Menschen: Boden, Freiland, Kleingruppen oder Bio.

Zumindest danach steigt die Nachfrage. Wie im ReweMarkt an der Heggerstraße. Dort waren am Montag, keine Bio-Eier mehr zu bekommen, am Dienstag wurden Marktleiter Hans-Joachim Gedat vier neue Kisten geliefert. „Aber die sind abends auch wieder verkauft“, sagt er. „Die Nachfrage ist doppelt so hoch wie vor dem Skandal.“ Das Angebot hat sich in Richtung Bio verschoben – es gibt davon im Verhältnis jetzt mehr als von anderen Haltungs-Formen.

Im Edeka-Markt in Holthausen gibt es momentan keine Bio-Eier, wie Marktleiter Mark Winter mitteilt. „Nach Bio-Eiern wird doppelt so oft gefragt wie vorher“, schätzt er seit den Meldungen über die Gifte im Ei. Die Kunden seien extrem verunsichert und würden viel nachfragen, auch bei Fleisch und Wurst. Wann er wieder Bio-Eier habe, könne er nicht sicher sagen. Der Lieferant kommt zweimal in der Woche – vielleicht hat er beim nächsten Mal welche dabei. „Momentan gibt’s keine Chance welche zu bekommen.“

Auf dem Wochenmarkt am Rathausplatz bemerkt Ursula Mähl Unterschiede bei der Nachfrage nach Eiern. Sie hat welche aus der Bodenhaltung vom eigenen Hof in Niederwenigern. Was ihr auffällt: „Kunden fragen jetzt mehr nach.“ Am Stand von Lothar Jedanietz spürt Mitarbeiterin Sylvia Steinberg die Folgen des Dioxin-Skandals. „Die Leute werden vorsichtig, das kann ich auch verstehen“, sagt sie. Aber sie würde sich den Mund fusselig reden, wenn sie erklärt, dass Eier aus Freilandhaltung undenklich seien. Bio-Eier verkauft sie nicht. Zusätzlich steht auf einem Schild: „Unsere Eier waren und sind unbelastet“. Sie sagt zur Dioxin-Diskussion: „Die Werte liegen im Milligramm-Bereich, Wissenschaftler sagen, es ist unbedenklich.“ Mehrere Kunden kaufen währenddessen ein, doch Sylvia Steinberg spricht von geringerem Umsatz. „Die Leute sind aber auch nicht bereit mehr zu bezahlen“, sagt sie. Sie würden zwar fragen, aber meist doch die günstigeren Eier kaufen. Kundin Marlis Lange sagt: „Für mich spielt das keine Rolle.“ Sie hat kein Problem mit Freilandeiern, Gifte gebe es doch überall.

Bio-Bauer Dirk Börter-Gerwin sagt: „Man könnte jetzt die doppelte Menge verkaufen. Es werden nur noch Bio-Eier verlangt.“ Er selbst hat aktuell keine Tiere, die kommen erst Ende Januar wieder in den Stall. Der ist für 36 000 Tiere ausgelegt. Zum Skandal sagt er: „Was gemacht wurde, ist richtig kriminell. Fakt ist aber: Dioxin ist überall. In jedem Fleisch und Ei.“ Die Werte könnten bei Bio- und Freiland-Eiern grundsätzlich höher sein als im Stall, weil die Tiere draußen leben. Als Grund nennt er die Umweltbelastung durch den Menschen. „Es regnet Dioxin.“