Mülheim. .

Bisher zählte die Messstation an der Aktienstraße für 2010 "nur" 22 Tage, an denen Grenzwerte für die Feinstaub-Belastung überschritten wurden - weniger als in der Vergangenheit. Die Konzentration von Stickstoffmonoxid und -dioxid bleibt zu hoch.

Die Feinstaub-Messstation an der Aktienstraße wird für dieses Jahr keine Überschreitung der gesetzlich fixierten Grenzwerte für entsprechende Lufteinträge registrieren. 35 Mal im Jahr darf der Grenzwert im Tagesmittel über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen, kurz vor Ende der Messungen sind aber „nur“ 22 Überschreitungstage festgehalten. Alarmierend bleiben aber wohl die Werte für Stickstoffdioxid.

Überall dort, wo in Nordrhein-Westfalen nach ersten Belastungsmessungen und Überschreitungen des Grenzwertes in jüngerer Vergangenheit Maßnahmen zur Feinstaub-Reduzierung getroffen worden seien, habe die Luftbelastung merklich nachgelassen, stellte am Dienstag Eberhard Jacobs als Sprecher des für die Messungen zuständigen Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) gegenüber der WAZ fest.

Stadt erließ Durchfahrsverbot für Lkw ab 3,5 Tonnen Gewicht

Gemessen worden war die Feinstaub-Belastung an der Aktienstraße schon mal im Jahr 2006. Seinerzeit waren die Grenzwerte an 66 Tagen überschritten. In Abstimmung mit der Bezirksregierung reagierte die Stadt. Zunächst erließ sie ein Durchfahrtverbot für Lkw ab 3,5 Tonnen Gewicht, später verschärfte sie das Verbot auf 2,8 Tonnen.

Überraschend scheint dies doch Wirkung zu zeigen, obwohl immer wieder davon ausgegangen worden war, dass die Umwelteinflüsse aus der nahen und fernen Umgebung die Schadstoffbelastung vor Ort maßgeblich beeinflussen würden – folglich vor Ort kaum ein Gegenwirken möglich sein werde. Jetzt stellt Lanuv-Sprecher Jacobs fest: „Die Maßnahmen tragen Früchte, insbesondere die Umweltzonen.“

Anwohner klagen, dass Durchfahrtsverbot nicht eingehalten werde

Seit dem 5. Januar dieses Jahres wurde an der Aktienstraße erneut gemessen. Keine weiteren zehn Tagesmittelwerte werden nun noch ermittelt, bis die Messstation abgebaut wird. Auch die noch folgenden Korrekturberechnungen beim Lanuv werden kaum zum Ergebnis haben, dass der Grenzwert gerissen wird – und das, obwohl Anwohner immer wieder darüber klagten, dass das Durchfahrtverbot nicht eingehalten werde und die Polizei nicht kontrolliere.

Bei der Belastung der Luft mit Stickstoffmonoxid und -dioxid ist das Landesamt nicht derart frohen Mutes wie in Sachen Feinstaub. Hier stelle man landauf, landab fest, dass die (zu hohen) Werte fast stagnierten. Im Jahresmittel sind gesetzlich 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft tolerabel. Im Jahr 2009 wurden an der Aktienstraße 52 Mikrogramm/Kubikmeter gemessen, 2006 gar 61. Für das laufende Jahr liegen noch keine Werte vor. Die Auswertung stehe noch aus, so Jacobs. Allgemein sei nicht davon auszugehen, dass man der Stickstoffdioxid-Problematik Herr werden könne. Die Stickoxide in der Luft über der Aktienstraße werden weiter gemessen, auch ohne Messstation. Das Lanuv greift auf Passivsammler zurück; die Messröhrchen sind einfach aufzuhängen.

EU-Vorgaben seien nicht einzuhalten

NRW-Umweltminister Jo­hannes Remmel hatte bereits im November verlauten lassen, dass mit den bestehenden Luftreinhalteplänen die EU-Vorgaben zum Immissionsschutz nicht einzuhalten sind. „Wir sind zwar auf dem richtigen Weg, aber weitere Anstrengungen sind unbedingt notwendig“, sagte er mit Blick auf aktuelle Studien, die einen Zusammenhang zwischen Sterblichkeitsrate, Wohnortnähe und Feinstaubbelastungen bestätigten und bekräftigten.