Mülheim. .
Um die Schließung des Pfarrbezirkszentrum samt Kita am Knappenweg in Mülheim zu verhindern, legte die Protestgruppe Winkhausen24 einen Finanzplan vor. Das Presbyterium hat diesen abgelehnt - und betont, dass an der Schließung nicht zu rütteln sei.
Das Presbyterium der evangelischen Markusgemeinde hat sich mehrheitlich nicht beeindrucken lassen vom Zahlenwerk der Protestgruppe „Winkhausen24“: Das Leitungsgremium lehnt den Rettungsplan für das Pfarrbezirkszentrum am Knappenweg ab und hält an seinem Beschluss vom Oktober fest, den Standort samt Kita aufzugeben.
Das Zentrum soll Ende dieses Jahres schließen, die Trägerschaft für die Kindertagesstätte „Unter dem Regenbogen“ Mitte 2012 enden. Mit der Standort-Aufgabe würde die Markusgemeinde der Verabredung mit den drei anderen Nordgemeinden (Styrum, Dümpten, Johannis) Folge leisten, nach dem Gemeindezentrum Rolands Kamp ein zweites zu schließen. Mit nur noch einem Zentrum am Springweg will „Markus“ zum 1. Juni 2011 der Fusionsgemeinde Lukas beitreten, in der die anderen drei Nordgemeinden bereits zum Jahreswechsel zusammengefunden haben.
26-seitiges Konzept
Der Protest „Winkhausen24“ hatte unter maßgeblicher Mitwirkung von Pfarrer Hans-Joachim Norden jüngst ein 26-seitiges Konzept zur Rettung des Gemeindezentrums vorgelegt. Mit Hilfe von Veranstaltungserlösen, Spenden, Patenschaften und verstärkter Vermietung wollte der bestehende Kita-Förderverein unter neuer Zweckbestimmung garantieren, die jährlichen Betriebs- und Substanzerhaltungskosten von 27 000 Euro für das Haus zu decken.
Das Konzept gehe „nur sehr wenig“ über das hinaus, was man schon im Vorjahr in den Verhandlungen mit den anderen Nordgemeinden diskutiert habe, sagt Presbyteriumsvorsitzende Esther Kocherscheidt nach einer Sitzung ihres Gremiums am Montagabend. Es zeige keinen Weg auf, wie das Gemeindeleben in allen drei Pfarrbezirken der Markusgemeinde zukunftsfeste Strukturen bekommen könne. Auch rechnet das Presbyterium mit höheren jährlichen Betriebskosten: Inklusive Personal seien 47 000 Euro anzusetzen. „Das Papier deckt die Finanzierung des Hauses nicht.“
Gespräch am 6. Februar
Nach Monaten der Funkstille kündigte Kocherscheidt für den 6. Februar ein Gespräch mit „Winkhausen24“ an. Sechs Mitglieder des Presbyteriums seien zur Teilnahme bestimmt. Zuvor werde das 18-köpfige Gremium am 29. Januar in Kamp-Lintfort in Klausur gehen. Kocherscheidt machte klar, dass an der Schließung nicht mehr zu rütteln sei. Nun gehe es darum, vielleicht die Kita zu erhalten. Man wolle sich intensiv um einen neuen Träger bemühen. Die Stadt hat schon abgewunken. Sie sieht keinen Bedarf.
Pfarrer Hans-Joachim Norden, der am Knappenweg 1800 Gemeindeglieder betreut, ist enttäuscht: „Ich bedauere das sehr, man gibt einen wesentlichen Bestandteil der Bezirksarbeit auf.“ Die Presbyteriumsvorsitzende der Markusgemeinde, Esther Kocherscheidt, bezeichnete es als „großen Schritt“, dass sich die Gemeindeleitung mit Mehrheit zu ihrem Schließungsbeschluss für das Winkhausener Gemeindezentrum am Knappenweg bekannt hat.
3000 Unterschriften
Dabei gab sich die Pfarrerin bemüht um Ausgleich mit dem Protest aus dem Pfarrbezirk, der rund 3000 Unterschriften gegen das Aus für Gemeindezentrum und Kita gesammelt hat. Hinter dem Protest von „Winkhausen24“ stecke ein „beachtliches ehrenamtliches Engagement“, nur: „Wir haben eine klare Beschlusslage.“ Heißt: Zentrum und Kita werden aufgegeben. Nur so glaubt die Mehrheit des Presbyteriums künftig die vielen Facetten der Gemeindearbeit am Leben halten zu können.
Des Risses, der in Folge des Streits durch die Gemeinde geht, ist sich Kocherscheidt bewusst: „Wir werden daran arbeiten, wie wir das wieder zusammenkriegen können.“ Nun sei zu klären, wie die „ökumenisch-diakonische Arbeit“ des Pfarrbezirks an einem neuen Standort, etwa an der Johanniskirche, fortgeführt werden könne, ohne dass Gemeindeglieder etwas vermissen. Das sei möglich; das habe sie selbst erfahren, als zuletzt ihr Gemeindezentrum an Rolands Kamp geschlossen worden ist. Alle Zeiten und Angebote seien unverändert. „Wir werden beraten, wie wir einen alternativen, sinnvollen Weg mit Winkhausen gehen können.“ Kirchmeister Markus Kötter: „Wir müssen den Leuten deutlich machen, dass das Gemeindeleben nicht aufhört, weil es 500 Meter die Aktienstraße runter stattfindet.“ Es sei auch „Aufgabe des Bezirkspfarrers, sich den neuen Strukturen gegenüber ein Stück weit offener zu zeigen“.
Bei der Gruppe „Winkhausen24“ herrscht Fassungslosigkeit vor. Christina Schäfermeier erfuhr erst von der WAZ, dass das Presbyterium seinen Beschluss zementiert hatte. Eine Stellungnahme wollte sie zunächst mit Mitstreitern beraten. Gestern Abend noch stand ein Termin bei Superintendent Helmut Hitzbleck an, um ihm den Rettungsplan für das Gemeindezentrum vorzustellen . . .